Der letzte Erfolg war ein politischer, als die Steuer auf Hygieneprodukte von 20 auf zehn Prozent gesenkt wurde. Bis 1. Jänner 2021 mussten Frauen nämlich für Tampons so viel Steuer wie für Champagner zahlen. Bettina Steinbrugger, Initiatorin dieser Senkung, ist aber erst zufrieden, wenn die Steuer ganz weg ist, denn "Frauen suchen sich ihre Menstruation nicht aus. Und Perioden-Armut ist auch bei uns ein Thema". Daher ist gerade jetzt wieder eine Petition gestartet worden, um die Steuer komplett wegzukriegen. Unter aufstehen.com kann man sie lesen.
Die Kärntnerin versteht ihr Start-up "Erdbeerwoche" als Social Business, langsames Wachstum, keine Schulden und keine Investoren. Jetzt ist ihr erstes Buch namens "Bloody Business" erschienen und in diesem Gespräch geht es um die Frage, wer aktuell an weiblicher Menstruation wie viel verdient.
Viele Frauen tracken ihren Zyklus mit einer App. Warum kann das gefährlich sein?
Bettina Steinbrugger: Diese Apps haben zwei Seiten. Zum einen ist es positiv, denn durch diese Einträge können Frauen viel über sich und den eigenen Zyklus lernen, man kann die Ergebnisse auch mit zur Frauenärztin nehmen. Doch viele dieser Apps geben die Daten weiter. Sie verkaufen sie an Facebook sowie ähnliche Konzerne und dann passieren Dinge, die unheimlich klingen, aber passieren. Dass Algorithmen zum Beispiel früher von einer Schwangerschaft wissen, als man selbst und schon entsprechend Werbung für Produkte ausspielen.
Diese Daten sind doch sensible Gesundheitsdaten. Wer hat noch daran Interesse?
Die Debatte in den USA hat gezeigt, wie politisch das Ganze ist. Denn rund um das Thema Abtreibung und Abtreibungsverbote kann über genau solche Daten nachvollzogen werden, ob eine Schwangerschaft bestand und ob diese dann abgebrochen wurde. Dieses Thema ist bei uns zum Glück nicht akut, doch es ist bei solchen Daten einfach Vorsicht geboten.
Frauen bluten in ihrem Leben bis zu 500-mal, von der Pubertät bis zur Menopause. Ist diese ganz natürliche Angelegenheit wirklich noch ein Tabu?
Das hätte ich früher sicher auch gefragt, doch als wir zum ersten Mal in Schulen Vorträge gehalten haben, wurde mir erst klar, wie tabuisiert Menstruation bei Jugendlichen ist und wie wenig junge Mädchen über ihren Körper und ihren Zyklus wissen. Das hat auch dazu geführt, dass wir eine digitale Lernplattform für Schulen und Jugendliche entwickelt haben. Das Wissen ist wirklich noch oft mangelhaft.
Dann klären wir doch ein bisschen auf. Es gibt Tampons, Binden, aber auch Menstruationstassen oder – gerade sehr modern – Periodenunterwäsche. Also es gibt nachhaltige und weniger nachhaltige Produkte – passen alle für alle?
Im Prinzip schon, jede Frau findet heraus, was sie lieber mag, bei den Tampons hat sich in den letzten Jahren viel in Richtung Nachhaltigkeit getan, dass etwa Biobaumwolle verwendet wird – wir nützen zum Beispiel nur zertifizierte Baumwolle und verwenden keine problematischen Stoffe, doch es gibt immer noch keine gesetzliche Kennzeichnung. Was auch schlecht ist, sind künstliche Duftstoffe, die zu Irritationen führen können. Man trägt diese Produkte ganz eng oder eben auch im Körper, daher sollte man auf Inhaltsstoffe achten.
Wiederverwendbare Produkte sind Menstruationstassen und Periodenunterwäsche. Wie funktionieren die Tassen und wie sicher sind die?
Solche Tassen bestehen aus medizinischem Silikon, werden gefaltet, dann in die Vagina eingeführt und durch Unterdruck geht auch tatsächlich nichts daneben. Sie fasst ein bisschen mehr als ein Tampon und kann leicht gewechselt werden. Erst Unterdruck lösen, dann rausnehmen, ausleeren, wieder einsetzen. Die Tasse wird vor und nach der Periode ausgekocht, damit alle Keime weg sind, und kann zwischendurch einfach mit Wasser ausgespült werden. Und Periodenunterwäsche hat alles eingenäht, viele Frauen nützen sie auch als Back-up, wenn der Zyklus nicht so regelmäßig kommt und man nicht überrascht werden will. Also, es gibt viel Auswahl und noch immer viel zu besprechen. Das ist, so denke ich, auch der Schlüssel, um das Tabu der "blutenden Frau" zu brechen.