Sattgrüne Almwiesen, idyllische Häuser mit blumengeschmückten Balkonen, ein rauschender Fluss plus eines atemberaubenden Bergpanoramas: Lenggries, das Tor zum Karwendel, ist Postkartenidylle pur – ohne auch nur eine Spur kitschig zu wirken. Die flächenmäßig größte Gemeinde Deutschlands grenzt direkt an Österreich, und vielleicht ist das ein zusätzlicher Grund, warum man sich dort sofort wohl und willkommen fühlt. Aber da sind ja auch die Lenggrieser, die mit ihrem wohlklingenden Dialekt jede Sympathie gewinnen und mit ihrem unverkrampften, erdigen Wesen ehrliche Gastfreundschaft vermitteln.
Das Temperament der Isar, die einst viel mehr Wasser führte und jetzt durch Ableitungen für Kraftwerke gemäßigt daherkommt, hat sich sowohl in der Geschichte der Gemeinde und wohl auch in der Gemütlichkeit der Lenggrieser niedergeschlagen. Der Fluss spielte einst überhaupt eine wichtige Rolle: Die Flößer aus der Region transportierten Waren und vor allem Holz aus dem Isarwinkel nach München, als nach dem Krieg viele Straßen unpassierbar waren. Ein Stück Lenggries ist sogar im Wiener Stephansdom zu finden: Der Dachstuhl wurde tatsächlich mit Holz aus der bayrischen Gemeinde, welches per Floß über die Donau geschifft wurde, errichtet. Wer Glück hat, erfährt die Flößergeschichten direkt von Mathias „Hias“ Mederle, dem Vorsitzenden des Holzhacker- und Flößervereins. Sonst gibt es eine wunderbar aufbereitete Schau im Museum und immer noch werden Fahrten für Touristen auf den 18 Meter langen und 7,4 Meter breiten Holzvehikeln bis nach München organisiert. Wer es sportlicher mag, der kann sich auch selbst in die Fluten stürzen – Adrenalinschub ist garantiert.
Auf Wunsch anspruchsvoll oder gemütlich wird es dann auf den Bergen ringsum, insgesamt bieten 350 Kilometer Wanderwege mit Bilderbuchpanorama für jeden Geschmack etwas.
Und gemäß oberbayrischer Tradition gibt es auch die Möglichkeit, einen Jodelkurs während des Wanderns zu machen. Mit Norbert Zandt, einem Experten in allen Stimmlagen, geht es zuerst bequem mit der Bruneck-Bahn in luftige Höhen, bevor man nicht nur die frische Luft einatmet, sondern auch mehr oder weniger kraftvoll und laut Melodien wiedergibt. Bei Norbert und Martina Müllner, seiner wanderbaren Kollegin, fühlt man sich sofort musikalisch und vergisst, dass die Stimmübungen in freier Natur auch von anderen Wandersleuten gehört werden. „Das Jodeln ist ja eigentlich ein Almruf. Früher hat man sich damit über weite Strecken verständigen können“, erklärt Norbert – immer mit einem Augenzwinkern.
Bis zu zehn Jodler in allen Varianten erlernt man bei einer zweitägigen „Ausbildung“. Ohne jegliche Anstrengung, dafür mit herzlichem oberbayrischem Schmäh und vielen Geschichterln jodelt man wahlweise „miteinand“ oder „gegeneinand“, gemütlich auf einer Hütte, mit Blick auf München oder gleich direkt beim Gipfelkreuz des Latschenkopfs. Und so hört es sich an:
Alle wichtigen Daten rund ums Jodeln und Wandern gibt es hier:
Aber natürlich bietet Lenggries und der "Hausberg" der Münchner, das Brauneck noch viel mehr. Etwa jede Menge Freizeitspaß für die ganze Familie. Im Hochseilgarten Isarwinkel wartet ein nervenkitzelndes Erlebnis auf den drei Ebenen. Neo-Betreiber Philip McCharen, quasi der Hochseilgärtner, beruhigt allein schon mit seinem Wesen, während er die Gurte und das Sicherungssystem mit zwei Karabinern erklärt. Mit diesem und einer ordentlichen Portion Mut ausgestattet, tastet man sich von der untersten Plattform aus an den Parcours heran. Die Vielfalt ist groß: Da gibt es Strecken mit Seilen, Autoreifen, Schleppliftbügeln, Gondeln und Schlitten, die zum anspruchsvollen Klettergerät mutieren.
Absolut originell ist der Biertisch in zehn Meter Höhe oder die Fahrradtour, schwindelerregende 15 Meter über dem Boden. Von dort hat man übrigens den atemberaubendsten Blick auf die gesamte Freizeitarena – Adrenalin inklusive! Diesen Kick bekommt man garantiert auch auf dem Wasser: Ruben Werner bietet nämlich spritzige, spannende Touren mit Raftingbooten oder auch Sit-on-Top-Kajaks – übrigens die einzigen in Bayern – an. In seinem Team paddeln ausgebildete Guides, die selbst absolute Kajak-Anfänger gekonnt durch die manchmal doch ziemlich ungestüme Isar lotsen. Abenteuer- und Spaßfaktor ist garantiert, die erfrischende Abkühlung auch! Alle Informationen dazu gibt es unter www.ffi-online.de oder unter www.lenggries.de.
Danja Santner