Menschen, die im hohen Alter nun mehr ein paar Zähne im Mund bleiben, wenn überhaupt – das war früher ganz normal, der Zahnersatz gehörte sozusagen zum Älterwerden dazu. Heute ist das anders: „Ziel ist es, 100 Prozent zu erhalten“, sagt Zahnarzt Michael Ruckenstuhl aus Graz. Was sollte man nun tun, um auch noch in der Pension bissig zu bleiben – und was besser nicht?
Im Kindesalter. Wenn die ersten Zähnchen da sind sollte schon geputzt werden – zunächst mit einem Kinderzahnpflegeset. Gängige Meinung ist es, die Zahnpflege der Sprösslinge bis zum dritten Lebensjahr zu übernehmen und bis zum neunten Lebensjahr noch regelmäßig nachzuputzen. Wichtig: das Kind nicht zum Putzen zwingen. Noch ein Tipp für Familien: „Am besten, man nimmt den Nachwuchs manchmal zu einem Kontrolltermin mit“, rät Ruckenstuhl. So können sie sich mit der Umgebung vertraut machen – und man beugt späteren Stress-Situationen vor. Mit zwei bis drei Jahren sollten die Kinder dann das erste Mal ihre Zähne begutachten lassen.
Pflege zu Hause. Ruckenstuhl: „Zwei bis drei Minuten putzen, jeweils nach Frühstück und Abendessen, sollten selbstverständlich sein. Wichtig: Die Borsten sollten nicht zu hart, das Putzen an sich nicht zu fest sein, sonst könnten Verletzungen entstehen.
Der Fachmann rät zu elektrischen Zahnbürsten oder Ultraschall-Geräten. Auch Zahnseide sollte man regelmäßig verwenden. Skeptisch sieht Ruckenstuhl Mundduschen – sie könnten so- genannte Zahnfleischtaschen, in denen häufig Nahrung hängen bleibt, eventuell sogar noch größer machen.
Professionelle Reinigung. Neben häuslicher Pflege ist die Mundhygiene bei Zahnarzt das Um und Auf für eine gute Prophylaxe. Dabei reinigt eine Fachkraft die Zähne auch an den Stellen, die eine Zahnbürste nicht erreicht. Bakterienfilme rund um die Zahnhälse werden entfernt. „Mindestens einmal pro Jahr sollte das schon sein“, empfiehlt der Mediziner.
Kontrolle. Jedes halbe Jahr zum Kontrolltermin beim Zahnarzt – damit liegt man laut Ruckenstuhl genau richtig. Bahnt sich Karies an? Baut sich der Zahnhalteapparat langsam ab? Das lässt sich alles feststellen. Ein Röntgen sollte übrigens alle zwei Jahre gemacht werden.
Ernährung und Gesundheit. Frisches Obst und Gemüse statt vieler kariesfördernder Süßigkeiten – das ist klar. Wer aber auf Süßes nicht verzichten mag, sollte es nicht über den ganzen Tag verteilt zu sich nehmen. Ruckenstuhl: „Lieber einmalig und dann gut dem Mund ausspülen“. Harte Lebensmittel, wie älteres Brot, stellen keine Gefahr dar: „Das halten die Zähne schon aus, dafür sind sie da.“ Auch Tee und Kaffee sind nicht schädlich, sie können die Zähne höchstens verfärben. Wer gesund lebt, nicht raucht und sich viel bewegt, regt die Durchblutung an und fördert die Widerstandsfähigkeit des gesamten Organismus – und kann damit auch entzündlichen Krankheiten im Mundraum vorbeugen.
Regulierung. „Wenn der Biss normgerecht ist, ist die Wahrscheinlichkeit, die Zähne auch noch bis ins hohe Alter zu behalten, wesentlich höher“, sagt Ruckenstuhl. Ungünstige Winkel bei der Zahnstellung könnten die Kariesbildung begünstigen. Zahnreihen sollten geschlossen sein. „Sonst könnten Kippungen entstehen, die die Zähne und die Knochen überlasten.“ Auch das „Knirschen“ kann an einer Fehlstellung liegen. Die Folge: Die Zähne reiben sich ab, werden schmerzempfindlich und machen irgendwann einmal vielleicht eine Wurzelbehandlung nötig. Spezielle Schienen bringen Abhilfe.
Fazit. Wer aufpasst, kann Karies und Parodontitis verhindern – und auch die Zähne gesund altern lassen.
Philipp Lackner