Die Wurzeln des Faschings reichen weit in die Vergangenheit zurück. Weiter als das Christentum. Vor beinahe 5000 Jahren war es in Mesopotamien Brauch, einmal im Jahr die gesellschaftlichen Konventionen über Bord – also in den Euphrat und Tigris – zu werfen. Sklaven und Würdenträger durften unterschiedslos ausgelassen das noch neue Jahr begrüßen.
Das lustige Fest machte dann auch bei anderen Kulturen Schule. Und noch bevor die Christen die Tradition übernehmen ‑ und deren grimmigerer Vertreter sie wieder verbieten – konnten, wollte der römische Senat 186 vor Christus die Feierlichkeiten schon verbieten, weil selbige teilweise schon recht wilde Züge angenommen hatten. Mit der Christianisierung Europas war dann vorläufig aber ohnedies Schluss mit dem Lustig. Zumindest was das Faschingstreiben betrifft.
Erst gegen Mitte des 13. Jahrhunderts kam der Fasching wieder in Schwung. Dazu gab die Kirche sogar hochoffiziell ihr Amen: Schließlich ging man davon aus, dass dem Staat Gottes ein Staat des Teufels gegenüberstehe und dem entsprechend ließ man ab dem dreizehnten Jahrhundert unter vielgestaltigen Ausschweifungen die „civitas diaboli“ symbolisch Gestalt annehmen – um sie dann mit Beginn der Fastenzeit vom Reich Gottes besiegen zu lassen. Damals hat der Klerus sogar närrisches Treiben in den Kirchen (bis hin zur Abhaltung von Eselsmessen und der „Inthronisation“ von Pseudopäpsten) geduldet – aber nur bis zum Anbruch des Aschermittwochs wohlgemerkt.
Ab dem 16. Jahrhundert stellte die Reformation die vorösterliche Fastenzeit in Frage, wodurch auch die vorangehende Fastnacht an Bedeutung verlor. In protestantischen Gegenden geriet der Brauch zum Teil wieder in Vergessenheit. Zum Beispiel in England (durch die Reformation Heinrich VIII.) und als Konsequenz auch in den USA und den weitesten Teilen Kanadas.
Bei uns lief die „Gaudi“ weiter. Lediglich in Wien wurde das im Freien stattfindende Faschingstreiben während der Türkenkriege im 15. Und 16. Jahrhundert untersagt, da man befürchtete, dass sich feindliche Kundschafter im Schutz einer „Larve“ unter das Volk mischen könnten.
Seither wurde der Fasching bei uns weder von kirchlicher noch weltlicher Seite ernsthaft in Frage gestellt. Außer von Anrainern, die in belebten städtischen Vierteln wohnen.