Im Kampf gegen die Affenpocken haben die US-Behörden ein neues Impfverfahren genehmigt, mit dem dieselbe Menge an Impfstoff für mehr Menschen reichen soll. Die Methode werde "die Gesamtzahl der verfügbaren Dosen um das bis zu Fünffache erhöhen", erklärte die US-Arzneimittelbehörde FDA am Dienstag. Sie hat die Affenpocken-Impfung überdies für Unter-18-Jährige zugelassen, die als besonders infektionsgefährdet gelten.
An Über-18-Jährige kann das Gesundheitspersonal die Impfung mit der neu genehmigten Methode nun anders verabreichen, nämlich durch eine sogenannte intradermale Injektion. Dabei wird in die oberen Hautschichten gespritzt und nicht tiefer, wie bei der bisher üblichen subkutanen Injektion. Die FDA stützt sich dabei auf Daten aus einer klinischen Studie aus dem Jahr 2015. Demnach zeigten die Teilnehmenden bei einer intradermalen Injektion mit einem Fünftel der Dosis eine ähnliche Immunantwort wie diejenigen, die eine ganze Dosis per subkutaner Injektion verabreicht bekamen.
Bisher sind rund 620.000 Dosen vom Affenpocken-Impfstoff des deutsch-dänischen Herstellers Bavarian Nordic in den verschiedenen US-Bundesstaaten verteilt worden. Weitere 440.000 Dosen müssen noch ausgeliefert werden, sodass mit der neuen Strategie bis zu 2,2 Millionen Injektionen möglich würden. Die US-Regierung hat zudem weitere fünf Millionen Dosen Impfstoff bestellt, die ab September und im Laufe des kommenden Jahres geliefert werden sollen. Die USA hatten in der vergangenen Woche wegen der Ausbreitung der Affenpocken den Gesundheitsnotstand ausgerufen.
Österreich hat 4000 Dosen erhalten
Auch in Europa steigt die Zahl der Affenpocken-Fälle weiter an, der Impfstoff reicht in mehreren Ländern jedoch nicht mehr aus. In Deutschland wurden bereits mehr als 3000 Fälle gemeldet. Bei den insgesamt 3025 Erkrankten handle es sich überwiegend um Männer. Betroffen seien aber auch acht Frauen, zwei männliche Jugendliche und ein vierjähriges Mädchen.
EU-weit stehen über die neue EU-Behörde Hera für gesundheitliche Notfälle insgesamt 163.620 Impfdosen zur Verfügung, die teilweise bereits an die Mitgliedstaaten verteilt wurden. Österreich hat bisher mehr als 4000 Dosen erhalten und bis Ende vergangener Woche 160 Erkrankungsfälle gemeldet.
Auch in Großbritannien wird der gegen Affenpocken eingesetzte Impfstoff knapp. Der Sender Sky News berichtete am Mittwoch unter Berufung auf Insider-Quellen, das Land habe nur noch einige Tausend Dosen auf Vorrat. In einigen Regionen sei es bereits nicht mehr möglich, Impftermine zu buchen. Die "Financial Times" zitierte ein Regierungsschreiben, wonach neue Lieferungen nicht vor September erwartet werden.
Afrika bei Impfstoffbeschaffung benachteiligt
Nicht knapp werden kann, was nicht vorhanden ist. Und das trifft auf Pocken-Impfstoffe in Afrika zu – obwohl Afrika der einzige Kontinent ist, in dem die Affenpocken endemisch, also heimisch sind. Wie Ahmed Ogwell, amtierender Direktor der Gesundheitsbehörde Africa Centers for Disease Control and Prevention (Africa CDC), während einem Pressetermin Ende Juli sagte, habe noch kein afrikanisches Land Impfstoffdosen im Zuge des neuerlichen Ausbruchs erhalten. Die Situation erinnert an die Coronavirus-Pandemie, auch hier war bzw. ist der Kontinent bei der Beschaffung der Vakzine benachteiligt. "Wir brauchen globale Lösungen", sagte Ogwell. Und weiter: "Wenn wir nicht sicher sind, ist es auch der Rest der Welt nicht."