Bewegung sei "die beste tägliche Pille", die Krebspatienten zusätzlich zu ihrer Standardtherapie einnehmen können: So beschreiben US-Forscher die Wirkung von regelmäßiger Bewegung für Krebspatienten – und unterlegen das auch mit Zahlen. Fünf Jahre länger leben laut einer aktuellen Studie Tumorpatientinnen und -patienten, die regelmäßig Bewegung machten. "Leider herrscht hierzulande noch immer der Irrglaube vor, Krebspatienten sollen sich vor allem schonen", sagt Peter Hofmann, Trainingswissenschaftler am Institut für Bewegungswissenschaften der Uni Graz.
Dabei könne Bewegung nicht nur die Überlebensraten steigern, sondern auch Therapie-Nebenwirkungen wie Erschöpfung lindern und die Lebensqualität verbessern.
Laut Hofmann gebe es schon "Tausende Studien", die den positiven Effekt von Bewegung während einer Krebstherapie belegen – und dabei zählt jeder Schritt. "Alles ist besser, als gar keine Bewegung zu machen", sagt Hofmann. Das unterstreicht auch Onkologe David Kiesl, der gemeinsam mit Hofmann gerade an einer Trainingsstudie mit Brustkrebspatientinnen arbeitet: "Für Krebspatienten gelten die gleichen Bewegungsempfehlungen wie für alle Gesunden." Und diese lauten: 150 Minuten Bewegung mit moderater Intensität pro Woche, zusätzlich ein bis zweimal pro Woche Krafttraining.
Spazierengehen oder Radfahren
"Natürlich sollte man während einer Chemotherapie nicht wettkampforientiert trainieren", sagt Hofmann – flottes Spazierengehen, Radfahren oder lockeres Joggen sind Beispiele für den Alltag. Optimal wird das Training mit den behandelten Onkologen und einem Trainingstherapeuten abgestimmt. Denn es gibt auch Gründe, die körperliche Anstrengung ausschließen: Bei Fieber, einem Infekt oder groben Blutbildveränderungen rät Onkologe Kiesl vom Training ab.
Generell kritisieren Hofmann und Kiesl, dass Krebspatientinnen und -patienten hierzulande viel zu wenig Informationen dazu bekommen, dass Bewegung nicht nur erlaubt, sondern sogar förderlich ist. "Immer wieder rufen mich verunsicherte Patienten an und fragen, ob sie Sport machen dürfen", erzählt Hofmann. Es brauche klare Empfehlungen für Krebspatienten und auch Anlaufstellen, wo Betroffene beim Training unterstützt werden. "Zwar gibt es eine Rehabilitation für Krebspatienten, aber die setzt erst nach der Behandlung an", sagt Hofmann. Dabei könne das Bewegungsprogramm schon ab der Diagnose beginnen.