Das Leben von 13-jährigen Mädchen dreht sich um viele Dinge: Schule, Freundinnen, die peinlichen Eltern, Lieblingsmusik. Es sollte sich nicht um den Kampf um das eigene Leben drehen. Für eine junge Steirerin waren die letzten Monate aber genau das: ein Überlebenskampf. Geführt hat sie diesen auf der Intensivstation der Kinderklinik der LKH-Uniklinik Graz, mit Unterstützung des gesamten Behandlungsteams.

Das Herz des Teenagers war schon sehr in Mitleidenschaft gezogen, als sie im Februar in der Kinderklinik aufgenommen wurde. "Die Patientin hatte eine angeborene Herzrhythmusstörung, das bedeutet, sie konnte zu jeder Zeit lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen entwickeln", erklärt Hannes Sallmon, Leiter der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie. Auch der Herzmuskel war erkrankt und wurde in seiner Funktion immer schwächer.

Ein Kunstherz namens "Herbert"

Erst wurde die Patientin an die Herz-Lunge-Maschine angeschlossen, rund eine Woche nach ihrer Einlieferung bekam sie "Herbert" implantiert. Bei "Herbert" handelt es sich um ein Kunstherz, das dem Mädchen das Überleben sichern sollte, bis ein Spenderherz gefunden wurde. "Das 'Berlin Heart'-System pumpt zusätzlich Blut in den Kreislauf. Die zwei Pumpkammern dafür befinden sich außerhalb des Körpers und sind über Schläuche mit dem eigenen Herzen verbunden", erklärt Daniel Zimpfer, Leiter der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie.

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"Herbert" ist immer dabei: Das Kunstherz begleitete die junge Patientin mehrere Monate
"Herbert" ist immer dabei: Das Kunstherz begleitete die junge Patientin mehrere Monate © LKH GRAZ

"Herbert" war also monatelang der Begleiter des Teenagers. Auf einer Art Trolley gelagert, war er immer an der Seite des Mädchens. "Wir wussten ja nicht, wie lange es dauern wird, bis ein Spenderherz gefunden ist", erzählt Michael Pirker, Stationsleiter der Intensivstation und Brandverletzteneinheit der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde. "Das war für unsere Patientin auch eine psychische Herausforderung, wir haben uns alle bemüht, die Moral hochzuhalten." Es habe natürlich Höhen und Tiefen gegeben, so Pirker. "Aber zu 99 Prozent hat alles perfekt funktioniert, es hat keine großen Komplikationen gegeben." 

Lernen und Fitness

Doch wie hält man die Moral in so einer schwierigen Situation mit unbestimmtem Ende hoch? Es wurde versucht, einen Alltag zu etablieren. Eine Lehrerin kam regelmäßig zu der Schülerin, auch für ein Fitnessprogramm wurde gesorgt. "Wenn man so lange liegt, verliert man schnell Muskelmasse, man baut ab", schildert der Stationsleiter. "Es war wichtig, sie als Teenager wahrzunehmen. Mit ihren Bedürfnissen, mit ihrer Musik, da haben wir uns so einiges angehört", schmunzelt Pirker.

Es wurde gebastelt, auch das Zimmer dekoriert und viel "Uno" gespielt. Sogar einen Kinobesuch samt "Herbert" ermöglichte das Behandlungsteam der jungen Patientin. Auf Besuche von Freundinnen und Freunden musste das Mädchen während ihrer Zeit auf der Intensivstation verzichten, denn es gibt ein Limit für das Alter von Besucherinnen, und das liegt bei 14 Jahren. 

Schließlich, nach rund einem halben Jahr, war es Mitte August so weit: Ein passendes Spenderherz war gefunden. Denn es ist grundsätzlich nicht einfach, ein Spenderorgan zu erhalten, bei Kindern muss umso mehr noch die Größe passen. Doch es ist dann sehr rasch gegangen: Während das Mädchen auf die OP vorbereitet wurde, holten zwei Medizinnerinnen aus Graz das Herz ab. Die Spenderorganentnahme und der OP-Start in Graz verliefen synchron. "Denn ein Spenderherz muss nach vier Stunden wieder schlagen", erklärt Herzchirurg Zimpfer. Um 0.38 Uhr in der Früh hat es das Spenderherz bei der Patientin am Uniklinikum getan. Die gesamte OP, bei der auch das "Berlin Heart" und das eigene Herz des Mädchens entnommen wurden, dauerte gut sechs Stunden und wurde von einem großen, interdisziplinären Team durchgeführt. 

Ein normales Leben vor sich

Dass bei einem Kind ein solches Kunstherz eingesetzt wird, kommt sehr selten vor. In ganz Österreich bekommen durchschnittlich weniger als zehn Kinder pro Jahr ein neues Herz. Nicht nur das macht diesen Fall für Pirker und alle anderen Beteiligten so besonders. Es sind auch die langen Monate, die man gemeinsam mit der Patientin versucht hat, das Beste "herauszuholen". Im Moment geht es ihr gut, die junge Patientin muss aktuell wöchentlich zur Kontrolle kommen. 

Erzählt Pirker von dem Moment, als er um vier in der Früh, aus dem Urlaub, angerufen hat, wie denn die Operation verlaufen sei, ist er immer noch sichtlich gerührt. "Es ist ein 13-jähriges Kind, das sein ganzes Leben noch vor sich hat. Und wenn sie gut auf sich schaut, hat sie ein relativ normales Leben vor sich", sagt der Stationsleiter. "Wir haben uns alle gefreut, dass das so gut ausgegangen ist. Diese Erfolgserlebnisse machen unseren Job so toll."