Ältere Menschen, die ein Hobby pflegen, fühlen sich gesünder, zufriedener und zeigen weniger depressive Symptome als solche ohne regelmäßige Freizeitbeschäftigung. Das geht aus einer Metaanalyse fünf großer Studien mit Teilnehmern aus 16 Ländern hervor, die im Fachmagazin "Nature Medicine" vorgestellt wird.
Befragt zu Freizeitbeschäftigung und Wohlbefinden wurden insgesamt mehr als 93.000 Menschen mit einem Durchschnittsalter zwischen 71,7 und 75,9 Jahren in den USA, China, Japan und europäischen Staaten, darunter auch Deutschland. Aus Österreich nahmen 2524 Personen teil. Das Ergebnis: Wer Hobbys hat, dem geht es besser. Der Zusammenhang sei konsistent, unabhängig von anderen Faktoren wie Beziehungs- oder Beschäftigungsstatus und Haushaltseinkommen, berichten die Autoren.
Lesen, Sport oder im Verein
Als "Hobby" wurden dabei Aktivitäten gewertet, die Menschen in ihrer Freizeit allein oder mit anderen zum Vergnügen ausüben – zum Beispiel Kunsthandwerk schaffen, Lesen, Sport, Gartenarbeit, Freiwilligenarbeit und die Mitgliedschaft in Vereinen. Bei der Verbreitung zeigten sich teils große Unterschiede von Land zu Land.
91 Prozent der befragten Senioren in Deutschland und 90 Prozent in Österreich und Japan gaben an, ein Hobby zu haben. In Italien waren es hingegen nur 54 und in Spanien 51 Prozent. Spitzenreiter war Dänemark mit 96 Prozent.
Unterschiedliche Lebensverhältnisse machten keinen wesentlichen Unterschied für das Ergebnis. "Länder mit einer hohen Platzierung im Welt-Glücksindex und hoher Lebenserwartung wie Dänemark, Schweden und die Schweiz hatten auch eine hohe Hobby-Tätigkeit, aber die Verbindung zwischen Hobby-Tätigkeit und psychischem Wohlergehen war relativ einheitlich in allen Ländern", erläuterten die Autoren.
Zugang zu Hobbys für Ältere erleichtern
Fast 74 Prozent der österreichischen Befragten gaben in der Studie an, an lang andauernden psychischen oder physischen Erkrankungen zu leiden. Während das in England nur 60,2 Prozent sagten, bejahten 93,6 Prozent aller Partizipanten in den USA diese Frage.
Die Ergebnisse seien überzeugend, erklärt die selbst nicht an der Analyse beteiligte Forscherin Sophie Wickham von der University of Liverpool in einem Kommentar. Ein kausaler Zusammenhang sei anzunehmen. Die Erkenntnisse seien "besonders wichtig angesichts der Tatsache, dass die globale psychische Gesundheit in der Krise ist."
Depressionen seien einer der häufigsten Gründe für Einschränkungen mit geschätzten wirtschaftlichen Kosten von rund 2,33 Billionen Euro im Jahr, mit stark steigender Tendenz. Kosteneffektive Lösungen hätten Priorität. "Es ist ein Muss, dass Entscheider auf der ganzen Welt über die Erkenntnisse dieser Studie nachdenken, die Hinweise erhärtet, dass Freizeitbetätigung der psychischen Gesundheit nützt."
Das Forschungsteam um Daisy Fancourt vom University College London ist überzeugt, dass seine Erkenntnisse Schlussfolgerungen für die Entwicklung von Programmen haben könnten, die älteren Menschen den Zugang zu Hobbys erleichtern. Gerade in alternden Gesellschaften dürfte dies von großer Bedeutung sein.