"Es ist uns ein Anliegen, mit diesem Brief die Ärzteschaft in Österreich an unsere oberste, berufliche Priorität zu erinnern: der Schutz der Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten!" So beginnt ein offener Brief, der sich an die Ärztekammer richtet. Initiiert hat ihn die Medizinerin Golda Schlaff, unterschrieben haben diesen insgesamt 15 Ärztinnen und Ärzte. Darunter sind auch ausgewiesene Covid-19-Fachleute zu finden: Arschang Valipour etwa, Kathryn Hoffmann oder auch Mariann Pavone-Gyöngyösi.

Worum geht es also in dem dreiseitigen Brief? Vor allem um die Langzeitfolgen, die eine Covid-19-Infektion auslösen kann. Zu wenig würden Patientinnen und Patienten über das Risiko aufgeklärt, so der Tenor. "Bei Covid-19 ist nicht die Akutinfektion das Hauptproblem, es sind die Langzeitfolgen", sagt Schlaff im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Doch der Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Bezug auf Covid-19 und Long Covid sowie "der Umgang mit der Pandemie und das Management der Gesundheitskrise sind absolut erschreckend", ist in dem Brief zu lesen. Und weiter: "Covid-19 ist kein Schnupfen. Es ist kein grippaler Infekt. Es ist eine systemische, gefäßschädigende Erkrankung, die sich lediglich über den respiratorischen Weg, über Aerosole, ausbreitet."

Kenntnis der wissenschaftlichen Fakten

Von der Kollegenschaft fordern die Initiatorinnen des Briefes Auseinandersetzung und Kenntnis der wissenschaftlichen Fakten ein, denn "empirisch hat es sich leider gezeigt, dass die Mehrheit der Ärzteschaft in Österreich nicht am aktuellen Stand der Wissenschaft ist". Aus diesem Grund sollten interdisziplinären Fortbildungen zu Covid-19 verpflichtend sein. "Ein großes Problem sehen wir Diagnostik – vor allem, wenn es um Long Covid geht", schildert Schlaff.

Auslöser für diesen offenen Brief sei jener Zeitraum gewesen, als auch in Spitälern und anderen Gesundheitseinrichtungen die letzten Präventionsmaßnahmen aufgehoben wurden, erzählt Schlaff. Und Präventionsmaßnahmen werden nun auch im Schreiben an die Ärztekammer eingefordert. Eine dieser Maßnahmen sei etwa ein Comeback der FFP2-Masken in Gesundheitseinrichtungen, sollten die Infektionszahlen wieder ansteigen. Auch der Einsatz von Luftfilteranlagen wird angeregt, ebenso wie Covid-19 wieder als meldepflichtige Erkrankung einzustufen. 

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Offener Brief Ärztekammer