Knochenfrakturen durch Osteoporose sind für Betagte eine große Gefahr. Umso wichtiger ist es, Risikopersonen zu identifizieren. Ein internationales Autorenteam mit Beteiligung von Grazer Wissenschaftlern hat analysiert, wie hoch die Gefährdung ist, nach einem ersten Knochenbruch einen zweiten zu erleiden: Das Risiko ist um fast 90 Prozent höher.
An der Metaanalyse, die jetzt in "Osteoporosis International" erschienen ist, haben Wissenschaftler von mehr als Hundert Institutionen mitgearbeitet. Als Erstautor ist John Kanis von der Universität von Sheffield angegeben, als Co-Autorin war auch Barbara Obermayer-Pietsch von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie und Diabetologie der Med Uni Graz vertreten. Die Wissenschaftler benutzten die Primärdaten von Patienten aus 64 Datenbanken praktisch weltweit.
Berechnung des Frakturrisikos
"Wir untersuchten die Daten von 665.971 Männern und von 1,438.535 Millionen Frauen aus 32 Ländern. Die Beobachtungszeit betrug 19,5 Millionen Personenjahre", schrieben die Wissenschaftler. Die Untersuchung sollte Informationen für die zukünftige Verwendung des sogenannten FRAX-Scores liefern. Es handelt sich dabei um ein Werkzeug zur Risikobestimmung vor allem für osteoporosebedingte Knochenbrüche. Eingegeben werden unter anderem Informationen zum Alter, Geschlecht, zu allfälligen Frakturen in der Elterngeneration, zur Knochendichte, Arzneimittel (z. B. Cortison), Ernährung (z. B. auch Alkoholkonsum), Rauchen etc. Der Algorithmus führt zum Errechnen eines Frakturrisikos für die kommenden zehn Jahre.
In der aktuellen Studie sollte einer der wichtigsten Parameter von FRAX in seiner Wertigkeit besser bestimmt werden: bereits erlittene Knochenbrüche. Die Ergebnisse sprechen für eine sehr hohe Bedeutung bereits erfolgter Frakturen. Die Autoren: "Ein vorangegangener Knochenbruch brachte im Vergleich zu noch keinem derartigen Ereignis ein signifikant erhöhtes Risiko für klinisch auffällige Frakturen mit sich (um den Faktor 1,88 erhöht)." Das Risiko für jegliche osteoporosebedingte Frakturen war um den Faktor 1,87 erhöht, für eine bedeutsame osteoporotische Fraktur (Hüfte/Oberschenkelhals, Wirbel, Unterarm; Anm.) erhöhte sich um 83 Prozent. Eine Hüftfraktur trat um den Faktor 1,82 häufiger auf.
Mehr Frauen betroffen als Männer
An Osteoporose leiden viel mehr Frauen als Männer. In der Studie war das für das weitere Risiko der Betroffenen unerheblich. "Es gab keinen signifikanten Unterschied dieses Risikoverhältnisses zwischen Männern und Frauen", heißt es in der wissenschaftlichen Arbeit. Für diese Menschen mit einer extrem hohen Gefährdung für weitere derartige Probleme ist offenbar die Knochendichte nur noch wenig ausschlaggebend. "Eine geringe Knochendichte erklärte nur einen kleinen Teil der weiteren Frakturen insgesamt (17 Prozent) und der Hüftfrakturen (33 Prozent)." Jedenfalls könne man die Erkenntnisse nützen, um in Zukunft das individuelle Risiko von Patienten genauer zu bestimmen. In Österreich erleiden jährlich rund 14.000 Menschen Oberschenkelhalsbrüche.