"Die Pandemie ist im Prinzip vorbei. Das heißt nicht, dass das Virus weg ist oder dass die Probleme weg sind." Das sagt Florian Krammer, Virologe und Impfstoffforscher, in der aktuellen Episode von "Ist das gesund?", dem Medizinpodcast der Kleinen Zeitung. Maßnahmen gibt es in Österreich gegen Sars-CoV-2 keine mehr, auch die Meldepflicht ist weggefallen. Gleichzeitig steigen die Zahlen auch in Österreich wieder an. Dieser Trend wird sich bis in den Herbst und wohl auch darüber hinaus fortsetzen. Das bedeutet, jede und jeder von uns sollte für sich entscheiden, welche Art von Schutzmaßnahmen sie oder er ergreifen möchte. Man muss also seine individuelle Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen. Um das tun zu können, sollte man sich einen Überblick über die aktuelle Corona-Situation verschaffen.
Werfen wir also zuerst einen Blick auf das Virus selbst. In Österreich kursieren unterschiedliche Varianten der XBB-Familie, sie alle sind unter dem Omikron-Schirm vereint. Am schnellsten verbreitet sich derzeit die Variante EG.5.1. Die Krankheitsschwere sei im Vergleich zu anderen Varianten ähnlich, erklärt Krammer, der in New York lebt und forscht. Das bedeutet aber auch, dass die "Eris" genannte Variante ebenso für schwere Verläufe und Folgeschäden wie Long Covid verantwortlich sein kann. "Es gibt weiterhin einen Teil der Bevölkerung, der nach wie vor ein großes Risiko hat, schwer zu erkranken – auch mit den neuen Varianten. Und wir haben weiterhin das Problem mit Long Covid, das noch nicht gelöst ist", gibt Krammer zu bedenken.
Die Maske für den Fall des Falles in der Tasche haben
Eine Möglichkeit, sich zu schützen, ist die Maske. Krammer rät, das Infektionsgeschehen im Auge zu behalten und wenn die Fälle zunehmen, auf diese zurückzugreifen. Etwa in Liften oder öffentlichen Verkehrsmitteln, also überall dort, wo sich viele Menschen auf engem, wenig belüftetem Raum aufhalten.
Die neuen, angepassten Impfstoffe
Schutz, vor allem vor schweren Erkrankungen, bietet auch die Impfung. Biontech/Pfizer, Moderna sowie Novavax arbeiten an aktualisierten Impfstoffen. Diese werden an die XBB-Familie angepasst, aus der auch die EG.5.1-Variante entstammt. "Wir rechnen mit einer Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur gegen Ende September", sagt Herwig Kollaritsch, Mitglied des Nationalen Impfgremiums. Noch wurden die Impfempfehlungen des NIG nicht aktualisiert, während der nächsten Wochen sollte es aber so weit sein. Kollaritsch rät: "Menschen über 60 Jahre und Risikogruppen, also Menschen, die a priori eine schwächere Immunantwort haben, sollten sich durch eine Impfung schützen." Florian Krammer sagt zudem: "Es wäre auch als gesunder Erwachsener nicht schlecht, sich impfen zu lassen."
Da aber die Immunitätslevel mittlerweile von Person zu Person unterschiedlich sind, sollte eine Impfentscheidung individuell getroffen werden – am besten in Absprache mit einem Arzt, einer Ärztin. Wann war die letzte Infektion? Mit welcher Variante? Wie oft ist man geimpft? All das sind Fragen, die in die Entscheidung einfließen sollten.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Viren unterwegs sind, umso mehr Infektionen wird es geben. "Man kann sich schützen, wenn man will, da ist mittlerweile viel Eigenverantwortung dabei", sagt Krammer.