Je mehr ein Mensch zu Fuß geht, desto geringer ist sein Risiko, früh an den unterschiedlichsten Krankheiten zu sterben. Das hat eine Analyse von 17 Studien aus aller Welt mit insgesamt fast 227.000 Teilnehmern bestätigt. Die Anzahl der Schritte pro Tag, um Vorteile für die Gesundheit zu erzielen, ist aber geringer als bisher angenommen. Oft werden ja 10.000 Schritte als vermeintlicher Richtwert genannt – wir haben hier darüber berichtet. Bereits 4000 Schritte genügen, um Todesfälle jeglicher Ursache deutlich zu reduzieren, schreiben die Forschenden in ihrer Metaanalyse. 

Die am Mittwoch im "European Journal of Preventive Cardiology" veröffentlichte Studie ergab, dass schon das Gehen von mindestens 3967 Schritten pro Tag das Risiko verringert, an irgendeiner Krankheit früher zu sterben. Bei 2337 Schritten pro Tag reduzierte sich bereits das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben.

Schritt für Schritt Gesundheitsrisiken minimieren

Das Risiko, an irgendeiner Krankheit oder an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, sinkt jedoch mit jeden 500 bis 1000 zusätzlichen Schritten, die ein Mensch geht, deutlich. 1000 Schritte mehr pro Tag bedeuten eine 15-prozentige Verringerung des Risikos, aus irgendwelchen Gründen früher zu sterben und ein Plus von 500 Schritten pro Tag war mit einer siebenprozentigen Reduzierung der Sterberate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.

Die Forschenden unter der Leitung von Maciej Banach, Professor für Kardiologie an der Medizinischen Universität Łódź in Polen und außerordentlicher Professor am Zentrum für die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore, fanden heraus, dass sich selbst bei 20.000 Schritten am Tag die gesundheitlichen Benefits weiter erhöhten. Eine Obergrenze gibt es demnach bisher nicht, es waren aber nur begrenzte Daten zur Zahl von bis zu 20.000 Schritten pro Tag verfügbar.

"Unsere Studie bestätigt: Je mehr man geht, desto besser", sagte Banach. "Wir haben festgestellt, dass dies sowohl für Männer als auch für Frauen gilt, unabhängig vom Alter und unabhängig davon, ob sie in einer gemäßigten, subtropischen oder subpolaren Region der Welt oder in einer Region mit einer Mischung verschiedener Klimazonen leben."

Der sitzende Lebensstil

Es gibt starke Hinweise darauf, dass ein sitzender Lebensstil zu einer Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer kürzeren Lebensdauer beitragen kann. Studien haben gezeigt, dass sich mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung unzureichend körperlich betätigt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ist unzureichende körperliche Aktivität die vierthäufigste Todesursache weltweit, mit 3,2 Millionen Todesfällen pro Jahr in diesem Zusammenhang. Die Coronavirus-Pandemie führte zu einem Rückgang der körperlichen Aktivität, und das Niveau habe sich noch nicht erholt, heißt es in der aktuellen Studie.

"In einer Welt, in der wir über immer fortschrittlichere Medikamente verfügen, um bestimmte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekämpfen, sollten wir immer betonen, dass Änderungen des Lebensstils – einschließlich Ernährung und Bewegung, die ein Hauptthema unserer Analyse war – bei der Reduzierung des Herz-Kreislauf-Risikos und der Lebensverlängerung mindestens ebenso wirksam oder sogar noch wirksamer sein könnten", betonte Studienleiter Banach. Nach Angaben der Wissenschaftler handelte es sich um die bisher größte Analyse zu dem Thema.