Bis 2030 sollen laut Weltgesundheitsorganisation WHO 90 Prozent aller Mädchen bis 15 Jahre gegen humane Papillomaviren, kurz HPV, geimpft sein. Und auch die Durchimpfungsrate bei Buben soll deutlich steigen. Die HPV-Impfung ist in Österreich für alle Kinder ab dem neunten Geburtstag kostenfrei. Geimpft wird laut Daten des Gesundheitsministeriums derzeit aber nur jedes zweite Kind zum empfohlenen Zeitpunkt, berichtete der Verband der Impfstoffhersteller.
ÖVIH-Präsidentin Renée Gallo-Daniel forderte bessere Aufklärung: "Schließlich ist die HPV-Impfung eine der wenigen Impfungen, die sehr effektiv vor Krebs schützen kann." Die Ausweitung des kostenfreien Impfprogrammes bis zum 21. Geburtstag sei wichtig gewesen. "Was wir aber wirklich brauchen, ist die von der WHO empfohlene Durchimpfungsrate von 90 Prozent als Gesundheitsziel in Österreich festzusetzen."
Man müsse "bürokratische Hürden wie analoge Einverständniserklärungen für die Eltern abbauen oder sogar ein Opt-out- statt ein Opt-in-System für die Impfung an den Schulen etablieren", ergänzte ihre ÖVIH-Vorstandskollegin Sigrid Haslinger.
Tumore in Gebärmutter und Hals
Laut Studien schütze die HPV-Impfung vor einer Infektion, die etwa 80 Prozent aller Frauen und Männer im Laufe ihres Lebens betrifft. Wird sie chronisch, kann sie zu Gebärmutterhalskrebs sowie Penis-, Anal- oder Kopf- und Halstumoren führen oder schmerzhafte Genitalwarzen verursachen.
Schon mit der derzeitigen Durchimpfungsrate können laut ÖVIH in den nächsten fünf Jahren bis 2027 über 8500 Krankheits- und 62 Todesfälle vermieden werden. Hinzu kämen mehr als 3500 verhinderte Arbeitsausfälle mit knapp 224.000 Ausfalltagen. Fast 310 Millionen Euro, darunter Behandlungskosten von knapp 242 Millionen Euro und indirekte Kosten aufgrund von Arbeitsausfällen in Höhe von 68 Millionen Euro, würden in diesem Zeitraum bereits eingespart.
"Ein in die HPV-Impfung investierter Euro entlastet die Gesellschaft mit 4,1 Euro und davon das Gesundheitswesen mit 1,9 Euro", wurde betont.
Gebärmutterhalskrebs auslöschen
"Könnten wir Gemeinschaftsschutz erreichen, indem die Durchimpfungsrate auf die von der WHO geforderten 90 Prozent steigt, würde es praktisch keine Gebärmutterhalskarzinome mehr geben – sowie andere HPV-verursachten Krebsarten drastisch reduzieren – und damit alle entsprechenden Kosten und vor allem die Krankheitsbelastung für die Betroffenen wegfallen", sagte ÖVIH-Generalsekretär Christoph Jandl. Die HPV-Impfung ist im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten. Seit Februar ist sie bis zum 21. Geburtstag gratis.