Manche Menschen wollen es genau wissen: Sie nehmen Urin und Stuhlgang auf der Toilette kritisch in Augenschein. Und sind schnell beunruhigt, wenn das, was sie wahrnehmen, anders aussieht oder anders riecht als sonst. Die gute Nachricht: Oft sind diese Veränderungen harmlos – aber nicht immer.
Fangen wir mit dem Urin an. "Normalerweise ist er hellgelb bis klar", sagt der Urologe Axel Merseburger. Ist er tiefgelb, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass man zu wenig getrunken hat. Bleibt der Urin länger als zwei bis drei Toilettengänge dunkelgelb, obwohl man ausreichend trinkt – also in der Regel 1,5 Liter pro Tag – kann das auf eine Leber- oder Gallenerkrankung hindeuten.
Urin: Orange, grünlich oder pink
Ein orangefarbener Urin steht womöglich mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln – Betacarotin etwa – oder Antibiotika im Zusammenhang. Ursache für grünlich oder bläulich gefärbten Urin können ebenfalls Medikamente sein, etwa das Antidepressivum Amitriptylin.
Wer eine große Portion Heidelbeeren gegessen hat, hat hingegen womöglich einen pinkfarbenen Urin. Und wenn er rötlich ist? Das ist nicht immer ein Grund zur Panik. "Es kann auf den Verzehr von Roter Bete zurückzuführen sein", sagt Merseburger. Auch Unmengen von Himbeeren können den Urin vorübergehend rötlich färben.
Egal, in welchen Farbton der Urin wechselt: Dauert die Verfärbung länger als zwei bis drei Toilettengänge an, sollten Betroffene die Ursache von einer Ärztin oder von einem Arzt abklären lassen. So kann Blut im Harn ein Hinweis auf eine Nierenerkrankung, auf Blasenkrebs oder etwa auf Harnstein sein. Was aber genau dahintersteckt – das kann nur der Mediziner feststellen.
Frischer Urin ohne Geruch
Neben der Farbe sorgen sich manche mitunter auch über den Geruch ihres Urins. "Normalerweise ist frischer Urin eher geruchslos", sagt Axel Merseburger. Erst im Nachhinein entwickelt sich der typische Geruch – nämlich dann, wenn der Urin durch Bakterien zersetzt wird.
Oft sind Geruchsveränderungen nur vorübergehend. "Das kann mit der Ernährung zu tun haben", sagt Merseburger. Ein typisches Beispiel: der Spargel-Urin.
Ursächlich für einen fischigen Geruch von Urin kann vor allem bei Frauen eine Infektion im Genitalbereich sein, etwa eine Harnwegsinfektion oder eine Blasenentzündung. Riecht der Urin nach hingegen faulen Eiern, kann das ein Anzeichen für einen Tumor im Harnwegsbereich sein.
Dauert die Abweichung an, dann unbedingt den Harn ärztlich untersuchen lassen. Und wenn der Urin beim Wasserlassen schäumt? Dahinter kann eine Nierenerkrankung stecken – vielleicht ist es aber auch das Reinigungsmittel der Toilette.
Lebensmittel verändern Farbe des Stuhlgangs
Und was ist mit dem Stuhlgang – was bedeutet es, wenn er sich verändert? "Normaler Stuhlgang ist hell- bis dunkelbraun und weder zu hart noch zu flüssig", erklärt die Gastroenterologin Petra Jessen. Der normale Geruch ist streng, einen anormalen Geruch gibt es nicht. Schließlich ist jeder Stuhlgang individuell, weil das Mikrobiom des Darms von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist.
Wer nun beim Stuhlgang einen anderen Geruch als den gewöhnlichen wahrnimmt, hat möglicherweise andere Nahrungsmittel als sonst zu sich genommen. Riecht der Stuhlgang dauerhaft anders, sollte dies eine Ärztin oder ein Arzt untersuchen. Ursachen können etwa entzündliche Darmerkrankungen oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sein.
Ebenso wie beim Urin kann auch beim Stuhlgang eine Farbveränderung auf bestimmte Nahrungsmittel hindeuten. So können Grünkohl und Spinat den Stuhlgang grünlich färben, durch den Verzehr von Roter Bete wird er rötlich. Tritt eine Grünverfärbung von Stuhlgang mit Durchfall auf, könnte die Ursache eine Magen-Darm-Infektion sein. "Entfärbter Stuhlgang deutet auf Probleme mit der Gallenflüssigkeit hin", sagt Jessen.
Blut im Stuhl ist ein Alarmsignal und sollte rasch ärztlich abgeklärt werden. Ursachen des Bluts im Stuhl können Magen-Darm-Infekte, Darmpolypen oder Hämorrhoiden sein, möglicherweise aber auch Darmkrebs.
Schwarzer Stuhlgang kann ein Anzeichen für Blutungen im oberen Magen-Darm-Trakt sein. Aber auch völlig harmlose Ursachen sind bei schwarzem Stuhlgang möglich – die Einnahme von Eisentabletten etwa.
Was ist bei Kindern "normal"?
Generell gilt: "Bei einer ungewöhnlichen Verfärbung des Stuhlgangs sollte man sich bloß nicht verrückt machen", sagt Petra Jessen. Erst einmal die Ernährung gedanklich Revue passieren lassen. Findet sich darüber kein Anhaltspunkt für die andere Farbe, dann zwei bis drei Stuhlgänge abwarten. Dauert die Verfärbung an, sollte man dies ärztlich untersuchen lassen.
Und wie sieht's bei Kindern aus? "Bei Babys, die gestillt werden, sind alle Farbvarianten des Stuhlgangs normal", sagt Peta Jessen. Auch die Häufigkeit des Stuhlgangs kann von mehrmals täglich über alle zwei Tage bis einmal die Woche reichen – unnormal ist das nicht.
Für Kinder, die in ihrer ersten Lebenszeit mit Säuglingsnahrung gefüttert werden, sowie für ältere Kinder gibt es ebenfalls keine Norm bei der Häufigkeit von Stuhlgang. Und für sie gilt ebenso wie für Erwachsene: Eine Verfärbung kann, muss aber nicht, mit der Ernährung zusammenhängen.
Ob Stuhlgang oder Urin: Für Kinder und Jugendliche sind regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchungen vorgesehen. "Wenn Eltern besorgt über Aussehen oder Geruch der Ausscheidungen ihres Kindes sind, können sie dies bei den Untersuchungen zur Sprache bringen", sagt Axel Merseburger. Und natürlich bei Bedarf jederzeit zwischendurch.