Sie zählt zu den häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen: Endometriose. Schätzungen zufolge leidet jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter darunter. Und dennoch ist die Ursache dieser Erkrankung, die äußerst schmerzhaft verlaufen und die Fruchtbarkeit beeinflussen kann, noch immer ungeklärt. Hormone könnten eine Rolle bei der Entstehung spielen, ebenso das Immunsystem sowie auch eine familiäre Vorbelastung. 

Japanische Forschende könnten nun aber eine Spur in Form von Fusobakterien gefunden haben. Diese könnten der Auslöser von Endometriose sein, schließen sie aus den Daten ihrer Studie, die im Fachjournal "Science Translational Medicine" veröffentlicht wurden. 

Dass Keime Erkrankungen auslösen können, dieser Mechanismus ist bekannt – so etwa beim Humanen Papillomavirus, das Gebärmutterhalskrebs verursachen kann. "Die in dieser Studie vorgestellte Idee, Fusobakterien könnten Endometriose mitverursachen, ist deshalb erst einmal interessant und nicht vollkommen abwegig", sagt Matthias Beckmann, Direktor der Frauenklinik und Sprecher des Endometriosezentrums des Universitätsklinikums Erlangen. Laut Studie wiesen in einer Gruppe von 155 Frauen 64 Prozent der Patientinnen mit Endometriose, aber weniger als zehn Prozent der Kontrollpersonen Fusobakterien in der Gebärmutterschleimhaut auf.

Was sind Fusobakterien?

Es gibt etwa 16 Arten von Fusobakterien. Einige davon sind Teil der menschlichen Mund- wie Darmflora. Einige davon können jedoch auch Entzündungen oder Abszesse auslösen, diese werden antibiotisch behandelt.  

Bei Endometriose siedelt sich gebärmutterähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter an, zum Beispiel sind diese Herde an Eierstöcken, in der Bauchhöhle, aber auch im Darm oder der Blase zu finden. Während der Regelblutung kommt es auch bei diesem Gewebe zu Blutungen – was zu enormen Schmerzen führen kann. Bei Mäusen, denen Fusobakterien injiziert wurden, verschlimmerten sich der Studie zufolge die für die Endometriose typischen Gewebeveränderungen (Läsionen). Eine anschließende Antibiotikabehandlung ließ die Läsionen schrumpfen und verhinderte die Entstehung von Endometriose. Antibiotika könnten demnach eine einfache Therapieoption bieten, so die Forschenden. "Das verwendete Mausmodell ist an sich sehr sauber und die Tests gut durchgeführt, aber die Maus kann hier definitiv nicht als 'typisch Frau' angesehen werden", sagt Experte Beckmann dazu.

Antibiotika als mögliche Therapie bei Endometriose?

Aktuell gestaltet sich die Behandlung von Endometriose sehr individuell, je nach Schwere der Erkrankung. So können Schmerzmittel, eine hormonelle Therapie zur Unterdrückung des Menstruationszyklus, operative Eingriffe zur Entfernung der Endometrioseherde oder in einigen Fällen eine vollständige Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke angewandt werden. "Dass Antibiotika womöglich bei der Endometriose helfen könnten, ist aber trotzdem ein wichtiger Gedanke", sagt Beckmann. Wir haben selbst schon Untersuchungen zum CRP-Wert gemacht. "Dieser Entzündungswert ist auch bei Endometriose erhöht, er dient landläufig als Entscheidungskriterium für den Einsatz eines Antibiotikums."

Die Forschenden betonen in der Arbeit selbst, dass es sich bei ihren Beobachtungen lediglich um eine Korrelation zwischen Bakterium und Krankheit handelt. Ob Fusobakterien Auslöser, Folge oder Nebensache von Endometriose sind, wird letztlich nicht eindeutig gezeigt. Unklar ist damit auch, warum es bei einigen Frauen zur Infektion der Gebärmutterschleimhaut kommt. Laut Studie ist eine Übertragung über die Mundhöhle oder die Vagina denkbar.