Ein Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus hat in einer Phase-III-Studie vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Für eine Zulassung sind Daten aus einer solchen Studie notwendig, Hersteller Valneva hat bei den Arzneimittelbehörden der EU, der USA sowie Kanada bereits Zulassungsanträge gestellt. VLA1553 des österreichisch-französischen Unternehmens wäre der weltweit erste am Menschen erprobte Impfstoff gegen diese Erkrankung.
Chikungunya: Die Erkrankung
Chikungunya wird durch das gleichnamige Virus ausgelöst. Die Krankheit ist in über 60 Ländern der Welt nachgewiesen, betroffen sind vor allem Teile Afrikas, Asiens, der Karibik sowie Süd- und Mittelamerikas. Vereinzelt wurden auch schon Ausbrüche in Südeuropa dokumentiert. Übertragen wird es hauptsächlich über Stechmücken, ein essenzieller Überträger ist die Asiatische Tigermücke, die sich auch in Europa – und Österreich – aufgrund des Klimawandels zusehends ausbreitet.
Chikungunya äußert sich in Symptomen wie hohem Fieber, starken Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Hautausschlägen. Der Name bedeutet "der gekrümmt Gehende", ein Hinweis auf die teilweise starken Gelenkbeschwerden bei einer Erkrankung. Die Krankheit verläuft nur selten tödlich, beeinträchtigt den Gesundheitssektor und die Arbeitswelt in den betroffenen Regionen aber stark. Auch deswegen, weil bislang eine spezifische antivirale Therapie gegen dieses Virus fehlt. "Die Krankheit ist nicht angenehm. Man kann zwei Wochen ordentlich krank sein. Dazu gesellt sich in schweren Fällen eine sehr schmerzhafte Arthritis, die wochenlang andauern kann", sagt Peter Kremsner von dem Universitätsklinikum Tübingen.
Der Impfstoff
Bei VLA1553 handelt es sich um einen monovalenten Lebendimpfstoff. Er beinhaltet den Erreger in einer abgeschwächten, generell nicht krankmachenden Form. "Lebendimpfungen rufen typischerweise eine gute und lange (zum Teil lebenslang) anhaltende Immunantwort hervor", erklärt Torsten Feldt, Bereichsleiter Tropenmedizin am Universitätsklinikum Düsseldorf. "Sie haben aber den Nachteil, dass sie für wichtige Patientengruppen aufgrund eines erhöhten Risikos von Komplikationen nicht infrage kommen. Dazu gehören Patienten zum Beispiel mit geschwächtem Immunsystem und Schwangere."
Demnach führte das Vakzin 28 Tage nach einer einzigen Impfung bei 98,9 Prozent der Studienteilnehmenden zu virus-neutralisierenden Antikörperspiegeln, die bis zu 180 Tage nach der Impfung anhielten. In der Studie erhielten fast 3100 Probanden (Zufallsauswahl) eine Dosis der Kandidatvakzine VLA1553, etwas mehr als 1000 ein Placebo.
Doch Experten kritisieren, dass die Studie mit Probanden in den USA durchgeführt wurde und nicht in einem Gebiet, in dem das Chikungunya-Virus endemisch ist, dies hatten aber auch die Studienautoren selbst angemerkt. "Bei einigen Infektionskrankheiten wie Chikungunya sind klinische Wirksamkeitsstudien nicht durchführbar, entweder aufgrund der geringen Inzidenz oder der Unvorhersehbarkeit von Ausbrüchen, bei denen es zu einer hohen Inzidenz kommen kann", erklärt Annelies Wilder-Smith, Professorin für neu auftretende Infektionskrankheiten, London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM). Sie sagt aber auch: "Zur Untermauerung der vielversprechenden Immunogenitätsergebnisse müssen noch klinische Daten erhoben werden." So steht ein Beweis für eine schützende Wirkung der Valneva-Impfung unter den realen Bedingungen eines Chikungunya-Ausbruchs oder in Endemiegebieten noch aus. Eine solche Studie läuft derzeit zum Beispiel in Brasilien.
Die Nebenwirkungen
Die Vakzine war gut verträglich. Unerwünschte Reaktionen betrafen vor allem Kopfschmerzen (32 Prozent der Immunisierten), Müdigkeit (29 Prozent), Gelenkschmerzen (18 Prozent) und Schmerzen an der Einstichstelle (13 Prozent).
Während der Studie traten schwerwiegende unerwünschte Ereignisse nach der Impfung (SAE) bei 46 von 3082 Teilnehmenden (1,5 Prozent) in der VLA1553-Gruppe und bei acht von 1033 Teilnehmenden (0,8) im Placebo-Arm auf. Allerdings konnten nur zwei Fälle in der Impfstoffgruppe höchstwahrscheinlich auf die Impfung zurückgeführt werden. So kam es bei einer 58-jährigen Frau zu Muskelschmerzen (Myalgie) und bei einem 66-jährigen Mann zu einer Störung des Wasserstoffwechsels im Körper. Beide Probanden erholten sich vollständig.