Rund 800.000 Menschen in Österreich leiden an Diabetes – bei vielen von ihnen wird die Krankheit noch immer zu spät erkannten und zu spät behandelt. Dabei erhöht die Teilnahme am Diabetes-Management-Programm (DMP) die Lebenserwartung der Patienten, hieß es bei den Praevenire Gesundheitstagen in Seitenstetten.

Eine österreichische Studie belegt den Erfolg dieses Therapieprogramms: Regina Riedl (Med Uni Graz) und ihre Co-Autoren haben mit den Daten der Krankenkassen den Effekt der Teilnahme von österreichischen Diabetes-Patienten am Krankheitsmanagement-Programm DMP ("Diabetes im Griff") über acht Jahre hinweg verfolgt.

Die häufigste Stoffwechselerkrankung

Das Programm der Krankenkassen besteht seit 2007 und soll durch regelmäßige Untersuchungen die häufigste Stoffwechselerkrankung in den Industriestaaten und Schwellenländern samt ihren Komplikationen (Herzinfarkt, Nierenversagen, Netzhautschäden, neurologische Erkrankungen; Anm.) besser beherrschbar machen. Erstmals wurden mit der wissenschaftlichen Studie die Überlebensdaten ausgewertet.

"Derzeit sind in Österreich 112.206 Diabetespatienten in das DMP eingeschrieben. 2047 Ärztinnen und Ärzte nehmen daran teil", sagte der Linzer Diabetologe und Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), Martin Clodi.

Sterblichkeit um 30 Prozent reduziert

Die Studie ergab: Die Sterblichkeit reduziert sich durch die Teilnahme am Therapieprogramm um 30 Prozent. Praktisch alle gesundheitsrelevanten Parameter waren in der DMP-Gruppe besser. Das betraf sowohl beispielsweise die Rate an Herzinfarkt und Schlaganfällen, aber ebenso die Kosten für Medikamente, und Krankentransportkosten sowie die Aufenthaltsdauer in Krankenhäusern.

In Österreich wird seit Beginn des Programms heftig darüber diskutiert, ob man eventuell die Teilnahme der Hausärzte an dem Projekt nicht verpflichtend machen sollte. In Primärversorgungseinheiten ist das der Fall.

Folgeschäden treten schon früh auf

Die dadurch verursachte verbesserte Überwachung von Diabetikern und das frühzeitige Erkennen von sich entwickelnden Komplikationen scheinen offenbar den Unterschied auszumachen. Bei den Komplikationen stechen die Herzinsuffizienz – rund 50 Prozent der Patienten sind Diabetiker –, Herzinfarkt (ebenfalls etwa 50 Prozent Zuckerkranke), Schlaganfall, Nierenversagen und Erblindung durch Netzhautschäden besonders hervor. Diese lassen sich durch eine frühe Diagnose des Diabetes und eine penible Überwachung der Patienten verhindern oder zumindest hinausschieben.

Dabei liegt es offenbar schon an der Erstdiagnose von Diabetes. "Wir kommen um durchschnittlich sechs Jahre zu spät", sagte der Linzer Diabetologe Michael Resl in Seitenstetten. Innerhalb des Zeitraums vom Auftreten bis zur Diagnose der Zuckerkrankheit können nämlich schon Folgeschäden entstehen: Zu Beginn sind es beispielsweise Nieren- und Netzhautkomplikationen, dann folgt die Atherosklerose der großen Blutgefäße mit Herzinfarkt und Schlaganfall.