"Die Zöliakie ist das Chamäleon unter den Krankheiten", sagt Ruth Lechner, Internistin am Sanatorium Maria Hilf in Klagenfurt im Magazin "Medizin, die aus der Küche kommt". Die Echse passt sich dem Untergrund an, damit ihre Feinde sie nicht finden können. Die Krankheit kann sich hinter widersprüchlichen, irreführenden Symptomen verbergen. So bleibt sie oft unerkannt.
Was aber ist Zöliakie überhaupt? "Eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper selbst gegen die Dünndarmschleimhaut arbeitet, wenn Kranke das Klebereiweiß – das Gluten – nicht vertragen", erläutert Harald Oschmautz, Gastroenterologe am selben Sanatorium. Was passiert, wenn man trotz der Unverträglichkeit Gluten weiter zu sich nimmt? In diesem Fall beginnen die Darmzotten zu degenerieren, bis nichts mehr von ihnen bleibt. Am Ende des Prozesses kann der Darm wichtige Nährstoffe nicht mehr aufnehmen.
Gewichtsabnahme und Mangelerscheinung
Die Folgen wiegen schwer. "Sie reichen vom Durchfall über Obstipationsneigung bis hin zu Bauchbeschwerden", sagt Oschmautz. Durchfall oder Verstopfung, beides könne Zöliakie auslösen, sagt der Spezialist. Ebenso aber auch Blähungen mit Windabgängen, Konzentrationsschwäche, Abgeschlagenheit. In weiterer Folge kommt es zu Gewichtsabnahme und Mangelerscheinungen, weil durch den Dünndarm wichtige Nährstoffe nicht aufgenommen werden, Eisen etwa oder Vitamine.
Die Diagnose Zöliakie ist nicht leicht zu erstellen. "Der erste Weg führt immer zum Hausarzt", rät Ruth Lechner. "Der wird Sie an einen Internisten weiterleiten, wenn er den Verdacht auf Zöliakie hat. Dann wird eine Blutuntersuchung gemacht."
Wichtig sei die Anamnese, also die Klärung der Frage, wann sich die Beschwerden bemerkbar machen. Treten sie nach dem Essen auf, empfiehlt es sich, ein Ernährungstagebuch zu führen. "Es gibt schließlich auch noch andere Erkrankungen als die Zöliakie." Wenn andere Reaktionen auf Lebensmittel auszuschließen sind, macht man einen Antikörpertest. "Bei erhöhten Werten besteht der dringende Verdacht auf Zöliakie." Dann erst wird der unangenehmste Teil der Untersuchungen notwendig: eine Magen- und Dünndarmspiegelung.
Ein Ende der Diät gibt es nicht
Zöliakie hat vor allem eine Konsequenz: Ab sofort müssen glutenhaltige Lebensmittel vermieden werden. Ein Ende der Diät gibt es nicht, sie gilt lebenslang. Es gibt auch keine Medikamente gegen Zöliakie, aber das ist nicht unbedingt eine schlechte Nachricht, finden die Spezialisten: "Bei konsequenter Einhaltung der Diät lässt sich ein ganz normales Leben führen." Ganz ohne Medikamente.
Bis die Zotten sich regeneriert haben, müssen gewisse wichtige Stoffe zusätzlich zugeführt werden, weil sie aufgrund der Zöliakieerkrankung nicht resorbiert werden. Eisen, Vitamin D, Vitamin K nennt Harald Oschmautz, auch Kalzium. Patienten über 50 sollte man auch zur Prüfung der Knochendichte schicken, rät er. "Wirbelkörperfrakturen sind manchmal das erste Symptom einer Zöliakie."
Bis die Verdauung wieder ins Lot kommt, dauert es ein paar Monate. Nach sechs Monaten ist die Schleimhaut weitgehend regeneriert.
Mehr über Zöliakie, Ersatzprodukte für glutenhaltige Produkte sowie über Lebensmittel, auf die bei Rheuma oder zu hohen Cholesterinwerten nie verzichtet werden sollte, über die Heilkraft von Kräutern und sinnvolle Diäten lesen Sie im Magazin "Medizin, die aus der Küche kommt".