Was ist das Marburg-Virus und wie ist es entstanden?

Das Marburg-Virus ist ein Virus aus der Gattung der Filoviren und mit dem Ebola Virus nahe verwandt. Eine erste Erkrankung durch das Virus beim Menschen wurde 1967 im hessischen Marburg bekannt. Im selben Jahr traten Fälle in Frankfurt am Main und in Belgrad auf. Damals infizierten sich 31 Menschen – sieben von ihnen starben an den Folgen der Infektion.

Die genaue Herkunft des Virus ist bis heute nicht vollständig geklärt. Der ursprüngliche Überträger ist vermutlich der Nilflughund, der in Europa und Afrika vorkommt. Nach Deutschland kam das Marburg-Virus in den 1960er-Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach über Äthiopische Grünmeerkatzen. Die Tiere wurden zur Herstellung von Masern- und Poliomyelitis Impfstoffen aus Uganda in die Labore des Pharmakonzerns Behringerwerke importiert. Fachleute gehen davon aus, dass die Tiere schon vor Beginn ihrer Reise nach Deutschland mit dem Virus infiziert waren.

Das Marburg-Virus unter dem Elektronenmikroskop
Das Marburg-Virus unter dem Elektronenmikroskop © Hans R. Gelderblom/RKI
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Welche Erkrankung löst das Marburg-Virus aus?

Durch das Marburg-Virus kann das sogenannte Marburgfieber ausgelöst werden. Es handelt sich dabei um eine meldepflichtige Infektionskrankheit mit einer Letalität von bis zu 88 Prozent. Die Sterberate unterschied sich bei vergangenen Ausbrüchen jedoch deutlich und liegt durchschnittlich bei 22 bis 65 Prozent.

Die ersten Beschwerden ähneln einem grippalen Infekt, mit plötzlich hohem Fieber, Muskelschmerzen, Schwindelgefühl, Kopf- und Halsschmerzen. Darauf folgen meist Durchfall, Erbrechen und Hautausschläge. Bei schweren Verläufen, der bei einem hohen Prozentsatz der Infizierten auftritt, kommt es fünf bis sieben Tage nach Auftreten der ersten Symptome zu einem hämorrhagischen Fieber, das überwiegend den Magen-Darm-Trakt und die Lunge angreift. Dadurch kann es zu starken Blutungen aus Körperöffnungen und dem Versagen lebenswichtiger Organe kommen.

Wie wird das Marburg-Virus übertragen?

Die zunächst unspezifischen Symptome machen eine frühe Erkennung einer Infektion besonders schwierig. Hauptsächlich wird das Marburg Virus durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Personen und durch Schmierinfektion übertragen. Unter anderem gelten Blut, Sperma und Urin als infektiöse Körperflüssigkeiten. In geronnenem Blut können die Viruspartikel über einen Zeitraum von bis zu fünf Tagen infektiös bleiben.

Auch Monate nach einer abgeheilten Infektion können Genesene das Marburg-Virus noch übertragen, da es an einzelnen Stellen des Körpers aktiv bleibt. Insbesondere in Sperma kann das Virus über einen langen Zeitraum nachgewiesen werden.

Wo breitet es sich aktuell aus?

Seit dem ersten Auftreten im Jahr 1967 kam es immer wieder zu Ausbrüchen, in vielen Ländern Afrikas. Nach den Fällen in Marburg und Frankfurt am Main konnte ein Europa lediglich eine einzige Infektion nachgewiesen werden. Diese trat 2008 bei einer Touristin in den Niederlanden auf.

Am stärksten betroffen waren bisher die Demokratische Republik Kongo mit 149 Infizierten und 123 Toten in den Jahren 1998 bis 2000 und die westafrikanische Republik Angola. Hier erkrankten zwischen Oktober 2004 und Mai 2005 insgesamt 388 Menschen am Marburgfieber – 324 von ihnen starben.

Seit Beginn des Jahres 2023 treten vermehrt Fälle in Äquatorialguinea und im ostafrikanischen Tansania auf. Die WHO zeigte sich kürzlich besorgt über die Entwicklung in Äquatorialguinea. Denn die bisher gemeldeten Fälle traten in Regionen auf, die bis zu 150 Kilometer entfernt voneinander liegen. Das deute laut WHO auf eine weitere Verbreitung hin, als bisher angenommen. Von neun seit Februar bestätigten Fällen starben demnach sieben. 20 weitere Tote waren vermutlich ebenfalls mit dem Marburg-Virus infiziert.

Gibt es Impfungen oder Medikamente?

Noch seien keine Impfstoffe oder Therapeutika zugelassen, aber es gebe Impfstoffkandidaten und Medikamente, die im Kampf gegen den Ausbruch helfen könnten, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Nach dem Ausbruch in Tansania stehen Experten bereit, um dort vielversprechende Impfstoffe zu testen. "Die Entwickler sind an Bord, die Protokolle für die klinischen Versuche sind fertig, die Experten und Spender sind bereit, sobald die nationale Regierung und die Forscher grünes Licht geben", so Tedros. Auch in Äquatorialguinea hatte die WHO dies angeboten.

Antivirale Medikamente sind derzeit ebenfalls nicht zugelassen. Das seit der Covid-Pandemie eingesetzte Medikament Remdesivir, das zur Behandlung gegen Sars-CoV-2 eingesetzt wurde, ist ursprünglich für die Behandlung gegen Marburgfieber und Ebolafieber entwickelt worden. Hier erreichte es jedoch nicht die Reife für den therapeutischen Einsatz.