Seit Jahren sprechen Impfgegner der Schutzimpfung gegen Covid-19 nicht nur die Wirksamkeit ab. Immer wieder geistern diverse Horrormeldungen über angeblich schwere Impffolgen herum. Derzeit wird in einem Artikel von "Report24" etwa die Behauptung geteilt, dass neun Monate nach Beginn der Impfungen in Singapur die Anzahl der Totgeburten stark gestiegen sei. In Wirklichkeit hat dies allerdings überhaupt nichts mit der Impfung zu tun.
Der Faktencheck im Detail
Die Behauptung im Medienartikel geht zurück auf einen Blog-Artikel des ehemaligen "New York Times"-Journalisten Alex Berenson. Dieser zog Vergleiche zwischen den Impfdaten und den Zahlen der Totgeburten in Singapur. Er stieß mit seinen angeblichen Erkenntnissen international auf Aufmerksamkeit, vor allem in der impfkritischen Szene.
Berenson ist jedoch kein unbekannter Name und bereits öfter mit falschen oder irreführenden Aussagen aufgefallen. Die US-amerikanische Zeitschrift "The Atlantic" gab ihm im Jahr 2021 sogar den Titel "The Pandemic's Wrongest Man" (etwa: "Der Mann, der in der Pandemie am öftesten falsch lag"). Im August 2021 wurde sein Twitter-Account aufgrund seiner Äußerungen hinsichtlich der Impfung gesperrt. Im Juli 2022 wurde er wieder entbannt.
Singapur änderte die Zählweise
Auch bei dem aktuellen Text auf Berensons Blog ist Vorsicht geboten – es handelt sich um Falschinformationen. Diese sind so deutlich, dass sogar der Autor selbst die Behauptung mittlerweile zurückgezogen hat. In seinem Text steht nun in der Überschrift "This article is essentially incorrect – Singapore changed it's definition of stillbirths" (etwa: "Dieser Artikel ist grundsätzlich falsch – Singapur hat die Definition von Totgeburten geändert"). Außerdem veröffentlichte Berenson einen Hinweis auf Twitter und eine Korrektur auf seinem Blog.
In Singapur wurden zuletzt tatsächlich mehr Totgeburten dokumentiert. Das hängt aber damit zusammen, dass der Inselstaat den vorgegebenen Zeitraum eines als Totgeburt zu zählenden Vorfalls geändert hat. Seit 2021 zählen alle tot geborene Föten ab der 22. Schwangerschaftswoche als Totgeburt. Zuvor lag diese Grenze bei 28 Wochen.
Falschbehauptungen über angebliche Fehl- oder Totgeburten durch die Impfung treiben seit langer Zeit im Netz ihr Unwesen. Die Austria Presse Agentur hat hierzu einen Faktencheck veröffentlicht, in dem gezeigt wird, dass das Risiko für Komplikationen bei einer Schwangerschaft generell recht hoch ist und dieses Risiko von Impfkritikern gerne in Verbindung mit der Coronaimpfung gebracht wird.
Aktuelle Studien aus dem letzten Jahr zeigen, dass eine Coronaimpfung in der Schwangerschaft nicht zu einem erhöhten Risiko für Früh-, Fehl- oder Totgeburten führt. Auch die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) rät Frauen mit Kinderwunsch bzw. in der Schwangerschaft zur Impfung.