Auch Kinder können schlecht hören – wobei das manchmal weniger mit dem eigentlichen Hörvermögen zu tun hat. Aber: Entgegen der allgemeinen Zuschreibung, dass Schwerhörigkeit vor allem ältere Menschen trifft, ist sie nichts, was man nur auf das Lebensalter zurückführen kann. Rund jeder Fünfte in Österreich ist laut Schätzungen von einer Hörminderung betroffen, darunter sind auch viele jüngere Menschen.
Doch nicht jede Hörminderung braucht gleich ein Hörgerät. Vor allem dann nicht, wenn ein beginnender Hörverlust rasch behandelt wird. "Je früher sich Betroffene untersuchen lassen, desto besser ist es für den weiteren Verlauf", sagt HNO-Arzt Matthias Koiner-Graupp (Med Uni Graz). Doch viele Menschen zögern, sich einem Hörtest zu unterziehen oder sich untersuchen zu lassen. "Oft aus Scham", so der Experte. "Schlecht zu hören, wird als Stigma angesehen."
Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) sieht Schwerhörigkeit als peinliches Handicap an. Das ergab eine Umfrage anlässlich des Tages des Hörens am 3. März unter rund 1000 Personen, die das Hörakustikunternehmen Neuroth beauftragt hat.
Plötzliche oder schleichende Schwerhörigkeit
Schwerhörigkeit kann plötzlich auftreten, die Betroffenen nehmen Geräusche dann eher dumpf wahr oder hören ständig ein Geräusch. Das kann ein hoher Ton, aber auch ein Rauschen sein.
Bei einem schleichenden Hörverlust bemerken die Betroffenen, dass sie Schwierigkeiten haben, ihr Gegenüber zu verstehen, wenn Umgebungslärm stört – etwa in einem Kaffeehaus. "Oft haben sie auch Probleme beim Telefonieren", erklärt Koiner-Graupp. Denn bei dieser Kommunikationsform ist man rein auf sein Gehör angewiesen, man kann nichts über die Interpretation der Gesichtsmimik kompensieren. Ein weiteres Anzeichen für Hörminderung ist, wenn die Betroffenen mit einer sehr hohen, für andere unangenehmen Lautstärke fernsehen. Bei Kindern sollte zudem darauf geachtet werden, wie sich die Sprache entwickelt. Gibt es hier Auffälligkeiten, kann das ein Hinweis auf ein Hörproblem sein. "Denn wir brauchen ein funktionierendes Gehör, um Sprache zu entwickeln."
Treten diese Symptome auf, rät Koiner-Graupp, einen Spezialisten aufzusuchen. Eine Untersuchung der Ohren sowie ein Hörtest können erste Ursachen für die Hörminderung entlarven.
Als Vorbeugung von Hörminderung rät der Experte, den Ohren Pausen zu gönnen, ständige Beschallung zu vermeiden. Sollte schließlich doch ein Hörgerät zum Einsatz kommen, dann eher früher als später. Denn: Wird zu lange zugewartet, verlernt das Gehirn zu verstehen, sodass das Hörgerät den vollen Nutzen nicht entfalten kann. Auch aus diesem Grund rät Koiner-Graupp: "Ab dem 50. Lebensjahr sollte man vorsorglich einen Hörtest durchführen lassen, um zu sehen, wo man steht."