Nach Plänen des deutschen Ernährungsministers Cem Özdemir soll an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett und Salz gesetzlich beschränkt werden. Unter anderem sollen mit Blick auf unter 14-Jährige Werbeverbote in "allen für Kinder relevanten Medien" kommen. Demnach soll solche Werbung von 6 und 23 Uhr unzulässig sein, wenn sie regelmäßig auch von Kindern wahrgenommen werden kann.
"Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder gesünder aufwachsen können", sagte der Grünen-Politiker am Montag in Berlin. Bisherige freiwillige Selbstverpflichtungen hätten beim Kinderschutz versagt. Die Feststellung eines zu hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehaltes soll sich an Nährwertberechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientieren. Zudem werde häufig mit scheinbar gesunden Inhaltsstoffen wie Vitaminen und Vollkorn geworben, die Lebensmittel entpuppen sich jedoch als stark zuckerhaltige Produkte. Das ergab unter anderem eine Untersuchung der Zeitschrift "Ökotest", die 40 Produkte unter die Lupe nahm, die explizit mit gesunden Inhaltsstoffen warben. Bereits Beikost beinhalte laut den Ergebnissen einen hohen Anteil an Zucker.
Keine Plakate im Umkreis von Schulen
Unzulässig werden soll im Zusammenhang mit dem Werbeverbot unter anderem auch Außenwerbung auf Plakaten für solche ungesunden Produkte im Umkreis von 100 Metern um Schulen, Kindergärten, Spielplätze und Freizeiteinrichtungen für Kinder. SPD, FDP und Grüne hatten in diese Richtung gehende Maßnahmen im Koalitionsvertrag vereinbart.
Dass Maßnahmen wie diese positive Auswirkungen haben können, zeigt sich am Beispiel Großbritannien. Im Jahr 2020 hatten dort etwa 10 Prozent der Vier- bis Fünfjährigen starken Übergewicht. 2018 hatte das Land eine neue Steuer auf Softdrinks eingeführt, um Hersteller dazu zu animieren, den Zucker in ihren Lebensmitteln zu reduzieren. Eine durchgeführte Studie legte nun nahe, dass speziell Mädchen aus benachteiligten Regionen im Hinblick auf Adipositas von der neuen Steuer profitieren.