Affenpocken, Pest, Marburgfieber: Zahlreiche Krankheiten werden von Tieren auf Menschen übertragen. Tollwut ist ein weiteres bekanntes Beispiel für sogenannte Zoonosen. Der Biss, etwa eines infizierten Straßenhundes im Urlaub, kann schon zu einer Übertragung führen.

"Fast alles, was wir Menschen mit uns herumschleppen, kommt von Tieren. Die Masern zum Beispiel sprangen rund 300 v. Chr. von Rindern auf Menschen über", sagt der Veterinärmediziner Fabian Leendertz vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung im deutschen Greifswald.

Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist nach Annahmen vieler Forscher ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Tier auf den Menschen übergegangen. Ein abschließender Nachweis dafür steht jedoch noch aus. Das Ebola-Virus kann nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) beim Kontakt mit bestimmten Tieren oder Tierprodukten auf Menschen übertragen werden.

Nähe zu Wildtieren als Risikofaktor

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte im Juli 2022 davor, dass Afrika zu einem neuen Hotspot für Zoonosen werden könnte. In den vergangenen zehn Jahren nahm die Zahl der Ausbrüche von Zoonosen dort im Vergleich zur vorherigen Dekade (2001 bis 2011) um 63 Prozent zu.

"In Afrika ist viel risikoreiches menschliches Verhalten zu beobachten, das Zoonosen begünstigen kann. So zum Beispiel massive Eingriffe in Ökosysteme, unter anderem durch die Abholzung von Primärwäldern. Auch die Jagd und der Konsum von Wildtieren bergen ein hohes Risiko", erläutert Sascha Knauf vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald.

Ein weiterer Faktor, der in afrikanischen Ländern eine Rolle für die Ausbreitung von Zoonosen spiele, sei die steigende Mobilität der Menschen, ergänzt Zoonosen-Forscher Leendertz. "Damit werden auch Pandemien wahrscheinlicher. Ganz verhindern kann man die nicht, aber man kann besser vorbereitet sein."

Dazu gehört eine bessere Gesundheitsinfrastruktur in ärmeren Ländern, aber auch das Monitoring der Todesursachen bei Tieren. Gerade in Afrika müsste es in den ländlichen Gegenden, in den Dörfern gut ausgebildetes Personal geben, das Zoonosen schnell stoppen kann, bevor sie sich ausbreiten.

"One Health" für Mensch und Tier

"Impfungen machen bei Epidemien Sinn für Risikogruppen oder um betroffene Gebiete herum, wie eine Art Ring", so Leendertz. Bessere und umfassende, weltweite Vorbeugung ist eine der Lehren aus der Coronapandemie. So haben die 194 WHO-Mitgliedsländer beschlossen, eine Rahmenvereinbarung dafür auszuarbeiten.

Um Pandemien einzudämmen, verfolgt die Forschung inzwischen ein ganzheitliches Konzept, "One Health" genannt, das Tiere und Menschen als miteinander lebende Wesen in den Blick nimmt. Noch bevor der Ansatz in der Forschung populär wurde, zeigte sich, wie stark die Gesunderhaltung von Tieren auch den Menschen zugutekommt: Ein erfolgreiches Beispiel, sei die de facto Ausrottung der Tollwut in Deutschland, sagt Forscher Knauf vom FLI. Deutschland ist laut RKI seit 2008 so gut wie tollwutfrei. Grund dafür sei vor allem die systematische Immunisierung von Füchsen.

"Die Gesundheit von Menschen ist nicht in Isolation zu sehen. Wir leben mit Tieren zusammen, wir essen Tiere. Die Umwelt wiederum beeinflusst die Tierwelt, zum Beispiel der Klimawandel. Da muss man über Disziplinen hinweg denken", sagt Leendertz, der am Helmholtz-Zentrum im Institut für One Health arbeitet.

Am Ende des Tages bleibt die Konsequenz aber die gleiche: "Wir alle müssen unser risikohaftes Verhalten ändern. Denn es sind die Menschen, die das Problem schaffen, nicht die Tiere. Die nächste Pandemie kann genauso gut in Europa oder Asien beginnen." Auch der menschengemachte Klimawandel könne Zoonosen begünstigen. "Wenn die Temperaturen in Deutschland steigen, können sich hier auch Erreger aus tropischen Gebieten besser ansiedeln. Ein Beispiel ist das Virus des West-Nil-Fiebers."