Dem Nahrungsergänzungsmittel Vitamin D werden immer wieder zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit nachgesagt. Primär ist das Vitamin im Körper notwendig, damit Kalzium aus dem Darm in die Knochen eingebaut werden und sie in weiterer Folge stärken kann. Auch an Stoffwechselvorgängen und bei der Bildung von Proteinen ist das Vitamin beteiligt. Gebildet wird Vitamin D mithilfe von Sonnenlicht, 80 bis 90 Prozent des Bedarfs produziert der Körper dabei selbst. Genügend Zeit im Freien zu verbringen, ist deshalb essenziell, die benötigte Zeitspanne variiert jedoch je nach Jahreszeit. Während es im Sommer bei gesunden Menschen ausreicht, fünf bis 15 Minuten draußen zu sein, sind es im Winter zehn bis 25 Minuten, das empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Dass Vitamin D als Wundermittel gegen zahlreiche Erkrankungen angepriesen wird, führt in letzter Zeit immer wieder dazu, dass sich Personen eine Überdosis des Vitamins durch Nahrungsergänzungsmittel zuführen. Ein Trend, der auch gefährlich werden kann, warnen Expertinnen und Experten. Im Fall eines Kanadiers, der über die Zeitspanne von zwei Jahren eine erhöhte Dosis Vitamin D einnahm, entwickelte der Körper eine Hyperkalzämie – der Mann hatte zu viel Kalzium im Blut.

Überdosierungen steigen

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2022 berichtete das deutsche Giftinformationszentrum unter anderem über 162 Fälle der Vitamin-D-Überdosierung, 2021 waren es 131. Dies sei nicht im Sinne der Menschen, sagen Medizinerinnen und Mediziner. Die Österreichische Gesellschaft für Knochen und Mineralstoffwechsel (ÖGKM) meldete sich ebenfalls zu dem "Hype" zu Wort. Bei dürftiger Beweislage würden unüblich hohe Dosen als Prophylaxe oder Behandlung vieler Erkrankungen unreflektiert verordnet und konsumiert. Die Vitamin-D-Gabe für alle gesunden Menschen, egal welchen Alters, werde nicht befürwortet, heißt es.

Eine generelle Vitamin-D-Substitution aller Menschen sei tatsächlich weder wissenschaftlich belegt, noch wird sie von wissenschaftlichen Gesellschaften empfohlen. Für bestimmte Patientinnen und Patienten sowie bei Neugeborenen, Kleinkindern und anderen Risikogruppen gebe es klare, wissenschaftlich unumstrittene Kriterien, Vitamin D in adäquater und nicht extrem überhöhter Dosierung zu verabreichen. Dazu gehören unter anderem pflegebedürftige Menschen, die oft nicht genügend Zeit im Freien verbringen und auch über die Nahrung nicht genügend Kalzium aufnehmen können.

Bluttest durchführen

Auch ungünstige Witterungsverhältnisse und dadurch unzureichende UV-B-Strahlung, die Hautfarbe und das Körpergewicht können die natürliche Aufnahme von Vitamin D beeinflussen. Magen-Darm- und Lebererkrankungen können ebenfalls einen Mangel auslösen.

Um eine Überdosierung zu vermeiden, empfiehlt es sich, vorab beim Arzt einen Bluttest durchführen zu lassen, um einen eventuellen Mangel zu eruieren. Von einem Mangel spricht man dann, wenn Vitamin D im Körper über einen längeren Zeitraum fehlt, allerdings gilt es zu bedenken, dass der Vitamin-D-Spiegel starken saisonalen Schwankungen unterliegt.