Die Innsbrucker Uniklinik wartet mit einer ebenso erfreulichen wie bemerkenswerten medizinischen Neuigkeit auf: Erstmals in Österreich wurde einem Kind kurz vor Weihnachten eine "unpassende" Spenderniere erfolgreich transplantiert – das heißt, die Niere eines Spenders eingesetzt, der eine andere Blutgruppe als das Kind hat. Im konkreten Fall handelte es sich um die Lebendspende eines Vaters aus Wien an seinen damals 13-jährigen Sohn. Beiden gehe es ausgezeichnet.
Der Sohn hatte, ausgelöst durch eine genetische Erkrankung, keine funktionierenden Nieren mehr und war auf die Dialyse angewiesen. Typischerweise spendet in solchen Fällen ein Elternteil eine Niere, da das Organ meistens passend ist. Im konkreten Fall traf dies nicht zu, weil die Blutgruppen nicht zusammenstimmten. Daraufhin wandte sich der betreuende Arzt am Wiener AKH an die Experten der Innsbrucker Klinik.
Wie die tirol kliniken am Dienstag in einer Aussendung erklärten, werden sogenannte "blutgruppeninkompatible Nierentransplantationen" in Innsbruck bereits seit einigen Jahren erfolgreich durchgeführt, in ganz Österreich allerdings noch nie an einem Kind. Mehrere Disziplinen müssten dazu in einem komplexen Verfahren eng zusammenarbeiten. Der Grund: Die Abwehrkörper des Empfängers müssen genau rechtzeitig und in einem ausreichenden Ausmaß deaktiviert werden, um eine sogenannte "hyperakute Abstoßung", also eine Abstoßung des Organs noch während der Operation, zu verhindern.
Antikörper müssen deaktiviert werden
Die kritische Phase starte 28 Tage vor der Transplantation. "An diesem Punkt wird begonnen, die für die Abstoßung relevanten Antikörper gezielt auszuschalten. Das passiert einerseits mit Medikamenten und andererseits mithilfe maschineller Verfahren", erläuterte der Nephrologe Hannes Neuwirt, stellvertretender Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Nephrologie. Zwei Tage vor dem 14. Geburtstag des Sohnes wurde ihm schließlich die gespendete Niere eingesetzt, berichtete die Chirurgin Katrin Kienzl-Wagner, Oberärztin für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie. Sie hatte den Eingriff vorgenommen. Bis zum 18. Lebensjahr fällt die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten in die Zuständigkeit der Kinderklinik.
Nach der Transplantation folgen genaue Überwachung, in den Wochen nach der Entlassung teilweise mehrere Kontrollen pro Woche. Die Nachsorge findet nun wieder am Wohnort von Vater und Sohn, in Wien, statt. Sie erfreuen sich eines ausgezeichneten Zustandes. "Gerade in den Teenagerjahren ist der positive Einfluss der Transplantation auf die körperliche Entwicklung enorm. Ganz zu schweigen von den Folgen, die eine Dialysepflichtigkeit für das Finden des emotionalen und sozialen Platzes zum Beispiel in der Schule, aber auch im Alltag hat. Diese negativen Auswirkungen können durch die Transplantation nun weitgehend vermieden werden", freute sich der betreuende Kindernephrologe Thomas Müller-Sacherer mit ihnen.