Bei den meisten stellt sich nach dem Gang zur Toilette ein Gefühl der Erleichterung ein. Bei Menschen, die an einer Blasenentzündung leiden, kann davon nicht die Rede sein. Erst recht nicht, wenn es sich um eine chronische Blasenentzündung handelt.

"Wenn ich auf die Toilette gehe, ist der Schmerz am stärksten", erzählt Lisa* (*Name von der Redaktion geändert). "Es ist ein Stechen und Brennen." Seit 2020 ist die Blasenentzündung der 17-Jährigen chronisch. Innerhalb von zwei Jahren hatte sie mit insgesamt 14 Blasenentzündungen zu kämpfen. "Vielen Außenstehenden ist nicht bewusst, wie belastend das ist", berichtet die Kärntnerin, die heuer maturiert. "Ich habe immer Angst, dass es wieder schlimmer wird." Dadurch rutsche man in einen regelrechten Teufelskreis – nicht nur körperlich, sondern auch mental. 

Wie sich eine Blasenentzündung bemerkbar macht

Eine Blasenentzündung (Zystitis) äußert sich typischerweise durch stechende Schmerzen beim Wasserlassen, das ständige Gefühl von Harndrang sowie vermehrtem Wasserlassen (mehrmals pro Stunde), erklärt Yas Palli-Razmara. Sie ist Urologin mit eigener Praxis in Graz.

Ähnlich sind die Symptome bei einer chronischen Blasenentzündung. Während die meisten akuten Blasenentzündungen von Bakterien kommen, ist das bei einer chronischen Zystitis nicht immer der Fall. Bei chronischen Blasenentzündungen handelt es sich zumeist um eine Beschädigung der Blasenschleimhaut. "Die Harnwege sind mit einem speziellen Gewebe (Urothel) ausgekleidet, die von einer sogenannten GAG-Schicht (Glykosaminoglykanen) überzogen wird und einen wichtigen Schutz vor Schädigungen bietet." Ist die Blasenschleimhaut beschädigt, kann es auch immer wieder zu bakteriellen, viralen und/oder Candida-Infektionen kommen. Aufgrund entzündlicher Veränderungen der darunter gelegenen Nerven und Gefäße können häufiger Schmerzen auftreten.

Betroffene: 14 Blasenentzündungen in zwei Jahren 

Die 17-jährige Lisa wurde in den vergangenen zwei Jahren immer wieder mit Antibiotika behandelt. Die Folge: "Mein Magen hat vom ganzen Antibiotikum schon einige Schäden davon getragen." Kein Wunder, sagt Urologin Yas Palli-Razmara, die auf chronische Entzündungen in Urogenitalbereich spezialisiert ist. "Wird ständig mit Antibiotikum behandelt, weil die Schleimhaut beschädigt ist, schädigt das noch mehr." Generell sei gegen ein Kurzzeitantibiotikum nichts einzuwenden, wenn es sich um eine unkomplizierte Blasenentzündung handele, bei einer chronischen Blasenentzündung könne davon aber nicht die Rede sein. 

Therapiemöglichkeiten bei chronischer Blasenentzündung

Konsultiert eine Betroffene wegen einer Blasenentzündung in kurzer Zeit mehrfach einen Arzt, sollte laut der Expertin in jedem Fall eine Blasenspiegelung durchgeführt werden: "Wenn die Blasenentzündung chronisch ist, braucht es eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) ebenso wie eine Harnzytologie." Mithilfe der Blasenspiegelung ist es möglich, die GAG-Schicht genauer untersuchen und andere Faktoren ausschließen zu können. "Ist die Blasenschleimhaut beschädigt, ist das chronisch. Dann sollte die Schleimhaut aber auch wieder aufgebaut werden, da die GAG-Schicht wichtige Substanzen enthält, die für den Schutz der Blasenwand verantwortlich sind." 

Neben einer Zystoskopie (Blasenspiegelung) rät die Urologin bei chronischen Entzündungen auch unbedingt zu einer Harnzytologie. Der Blaseninhalt wird dann zur weiteren Untersuchung an die Pathologie geschickt. 

Yas Palli-Razmara: Die Grazer Urologin hat sich auf chronische Entzündungen im Urogenitalbereich spezialisiert
Yas Palli-Razmara: Die Grazer Urologin hat sich auf chronische Entzündungen im Urogenitalbereich spezialisiert © KK

"Bei häufigen Blaseninfektionen sollte auch unbedingt eine Harnkultur angelegt und nach einem Antibiogramm behandelt werden, damit keine Resistenz gebildet wird", so die Grazer Urologin.

Was Ernährung und Stress mit einer Blasenentzündung zu tun haben

Ist eine Blasenentzündung chronisch, spielen aber auch Ernährung, Bewegung und Stress eine große Rolle. Daher ist es wichtig, Stress bestmöglich zu reduzieren sowie auf körperliche Betätigung zu achten, das Immunsystem zu stärken und Ernährungsgewohnheiten zu verändern. Von Nikotin, übermäßigem Kaffeekonsum und Alkohol rät Palli-Razmara ab.

Wesentlich ist auch eine gleichmäßig über den Tag verteilte Flüssigkeitszufuhr. "Nicht übermäßig trinken und nicht zu wenig", so die Expertin. "Zwei Liter sind an sich gut, wenn sie über den Tag verteilt getrunken werden. Die Blasenkapazität sollte nie 300 Milliliter überschreiten – man muss also wirklich regelmäßig, ungefähr alle drei Stunden die Blase entleeren. Das ist sehr wichtig."

Von übertriebener Genitalpflege rät die Expertin ab. Worauf man aber achten sollte: "Nach jedem Geschlechtsverkehr sofort die Blase entleeren."