Egal, ob man wegen einer starken Erkältung, der Grippe oder einer Covid-19-Infektion das Bett hüten musste, fühlt man sich wieder besser, möchte man sich auch wieder mehr bewegen. Doch wie lange sollte man sportlich nach einem – im weitesten Sinne – Infekt pausieren? Es gibt ein paar Punkte, die man trotz der wieder erwachten Lebensgeister beim sportlichen Neustart beachten sollte.
1. Die Länge der Pause richtet sich nach der Schwere der Erkrankung
"Je schwerer die Erkrankung war, umso vorsichtiger muss man auch mit dem Wiederbeginn sein", sagt Kardiologe und Sportmediziner Manfred Wonisch im "Ist das gesund"-Podcast der Kleinen Zeitung. Das gilt für Hobbysportler wie Profisportlerinnen gleichermaßen. Im Detail bedeutet das: "Einfache Infekte, Schnupfen sind harmloser zu sehen, als wenn man wirklich Atemnot hat und Schmerzen im Bereich der Lunge oder der Brust und auch Fieber hinzukommt", erklärt der Experte. Denn leidet man an einem akuten Infekt, hat man Fieber, ist Sport verboten.
Die Unterscheidung in Bezug auf die Schwere der Erkrankung gilt für Covid-19 ebenso. "Ist es nur ein positiver Test ohne Symptome oder ist es wirklich eine schwere Erkrankung mit Krankenstand oder vielleicht sogar Krankenhausaufenthalt?", gibt Wonisch zu bedenken.
Um dem Körper genug Zeit zur Erholung zu geben, rät Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum Linz: "Nach einer Virusinfektion sollte man grundsätzlich für eine gewisse Zeit keinen intensiven Sport machen."
Rechnerisch beginnt die Sportpause ab dem Zeitpunkt, wo keine Symptome mehr vorhanden sind. Bei einer Covid-19-Infektion oder auch nach einer echten Grippe raten beiden Experten zu zwei Wochen Pause, je nach Verlauf sollte diese Ruhephase aber auch länger ausfallen. Hatte man aber Fieber, musste man auch für einige Tage das Bett hüten, sollte man sportliche Betätigungen vier Wochen lang eher ruhiger gestalten.
Fühlt man sich fit genug, kann man aber bei einem leichten Schnupfen oder etwas Halskratzen, sehr wohl weitertrainieren, sollte aber beachten, seine Leistungsgrenzen nicht auszureizen bzw. zu überschreiten. Während man nach einer Virusinfektion – wie oben beschrieben – eine wirkliche Pause einlegen sollte, kann man nach einer Erkältung wieder trainieren, wenn die Symptome abgeklungen sind. Aber es ist immer zu bedenken: Wenn man sich nicht gut fühlt, sollte man besser keinen Sport treiben.
2. Wieso eine Sportpause nicht heißt, dass man sich nicht bewegen darf
Grundsätzlich bedeutet eine sportliche Pause nicht, dass man sich nicht bewegen darf. Es geht eher darum, dass man in der Pause nach dem Abklingen der Symptome keine extrem intensiven Einheiten durchführt. Denn durch diese würde das Immunsystem nach der Infektion wieder gestresst werden. Grundsätzlich stärkt Sport die körpereigene Immunabwehr, zu frühes und oder zu intensives Training würde das Immunsystem aber doppelt belasten.
"Es heißt nicht, dass man gar keinen Sport machen sollte", präzisiert Lamprecht. "Leichte Belastungen sind absolut in Ordnung, aber man sollte nicht an seine Leistungsgrenzen bzw. darüber hinaus gehen." Leichte Belastungen können Spaziergänge sein oder auch eine leichte Radeinheit.
Bei schwereren Erkrankungen, wenn man vielleicht auch einen Krankenhausaufenthalt hinter sich hat, kann man sich vor dem Neustart auch ärztlich untersuchen lassen, um etwa die Gefahr einer Herzmuskelentzündung zu minimieren. Covid kann Herzmuskelentzündungen und Lungenentzündungen machen.
3. Worauf man beim sportlichen Neustart achten sollte
Um gesundheitliche Schäden zu verhindern, sollte man vor allem eines tun: Auf seinen eigenen Körper hören. "Bin ich rascher außer Atem, als vor der Erkrankung, ist der Puls auch in Ruhe höher als sonst?", sind Fragen, die man für sich beantworten sollte. Und: "Wie geht es mir nach dem Training?" Fühlt man sich danach extrem abgeschlagen, benötigt man zu Erholung mehr Zeit als üblich, kann das ein Warnsignal sein, ebenso Schwindel oder Atemnot. Treten diese auch nach einer weiteren Ruhephase weiterhin auf, sollte man abklären lassen, ob nicht das Herz doch in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Dies kann durch eine Blutuntersuchung und ein EKG erfolgen.
"Grundsätzlich sollte man das Training ruhig angehen, sich selbst nicht überfordern", sagt Lamprecht. Wenn man nach der Sportpause eine Zeit lang mit diesen niedrigeren Belastungen keine Probleme hatte, kann auch wieder intensiver trainieren.