Die hochansteckende Sublinie XBB.1.5 der Corona-Variante Omikron könnte sich nach Einschätzung von Experten in den kommenden Wochen und Monaten auch in Europa ausbreiten. "Man kann mit einiger prognostischer Sicherheit sagen, dass die Variante auch bei uns die dominante Variante werden wird", sagte der deutsche Epidemiologe Hajo Zeeb.
XBB.1.5 habe im Nordosten der USA schnell an Häufigkeit zugenommen und dominiere dort seit Mitte Dezember das Infektionsgeschehen, sagte Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel. Außerhalb des Nordostens der USA sei die Variante noch seltener verbreitet, der Anteil nehme aber zu.
Noch wenige Informationen über Schweregrad
Die Sublinie sei so leicht übertragbar wie keine der bisher bekannten Varianten, hatte die Corona-Spezialistin Maria van Kerkhove von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch gesagt. Neher zufolge gibt es bisher wenig Informationen über den Schweregrad von Erkrankungen. Fälle und Krankenhausaufenthalte hätten in den gesamten USA zugenommen, nicht nur in Regionen, in denen XBB.1.5 vorherrsche, sagte der Experte. Das sei zumindest ein erster Hinweis darauf, dass sich der Schweregrad nicht wesentlich von dem anderer aktuell kursierender Varianten unterscheide.
"XBB.1.5 trifft auf eine wieder nachlassende Immunität von Menschen, deren Impfung oder Infektion schon länger zurückliegt", erklärte der Bremer Experte Zeeb. "Erst in den USA und in der Folge dann auch bei uns."
Risikoanalyse in Arbeit
Die US-Arzneimittelbehörde FDA stellt unterdessen die Wirksamkeit des Covid-19-Mittels Evusheld des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca bei der Subvariante XBB.1.5 infrage. Die Behörde erwartet zwar nach eigenen Angaben weitere Daten zur Beurteilung, wie Evusheld gegen die Variante wirke. Die FDA gehe aber davon aus, dass das Antikörpermedikament die Subvariante nicht neutralisiere.
Am Mittwoch hatte sich bereits die Weltgesundheitsorganisation (WHO) besorgt über die neue Coronavirus-Variante gezeigt. Bislang wurde sie in 29 Ländern nachgewiesen. Derzeit ist eine Risikoanalyse in Arbeit und wird in Kürze veröffentlicht.