Die Saison des RS-Virus hat in Österreich mit vereinzelten Fällen Anfang Oktober begonnen, mittlerweile berichtet das Österreichische RSV Netzwerk vom Zentrum der Virologie (MedUni Wien) von "epidemiologischer Aktivität". Was bedeutet: Die saisonale RSV-Welle hat Österreich erreicht – und das mit voller Wucht. In diesem Jahr sei die Häufung der RSV-Infektionen ungewöhnlich hoch, wie Ernst Eber, Leiter der LKH-Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, der Kleinen Zeitung bestätigt. Aktuell ist RSV die Hauptdiagnose im ambulanten und stationären Bereich der Kinderklinik. Es handelt sich um einen exponentiellen Anstieg der Fälle, auf den Stationen hat das Gesundheitspersonal aufgrund von RSV mit einem Überbelag von 15 bis 20 Prozent zu kämpfen, heißt es aus der Kinderklinik.
RSV – was ist das eigentlich?
ANTWORT: RSV ist die Abkürzung für Respiratorisches Synzytial-Virus. Es ist ein saisonales Virus, das Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege auslösen kann. Die meisten Fälle fallen in die kalten Jahreszeiten, ähnlich wie bei der echten Grippe (Influenza). Infektionen können grundsätzlich alle Altersgruppen betreffen, schwere Verläufe sind überwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern zu beobachten. Besonders gefährdet sind Frühgeborene, ebenso Kinder mit Herzfehlern. Auch Erwachsene mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem sind Risikopatienten.
Nach aktuellen Schätzungen kommen RSV-Atemwegserkrankungen weltweit mit einer Häufigkeit von 48,5 Fällen und 5,6 schweren Fällen pro 1000 Kindern im ersten Lebensjahr vor. Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres haben nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit RSV durchgemacht. Reinfektionen sind häufig, der erste Infekt ist aber meist der schwerste.
Welche Symptome löst RSV aus?
ANTWORT: RSV löst vor allem Atemwegserkrankungen aus, verursacht Entzündungen der oberen, aber auch der tieferen Atemwege. Das Spektrum reicht von einem einfachen Schnupfen (meist bei Erwachsenen) bis zu einer schweren, beatmungspflichtigen Erkrankung. In der Regel sind die Krankheitsverläufe bei Kindern – wie schon oben erwähnt – schwerer. RSV kann etwa eine besondere Form der Entzündung in der Lunge, eine sogenannte Bronchiolitis, auslösen. Nicht selten müssen Säuglinge und Kleinkinder deswegen auch intensivmedizinisch betreut und künstlich beatmet werden. Aber: Die Prognose ist im Normalfall günstig.
Im Krankheitsverlauf machen sich erst Schnupfen, Husten und auch Entzündungen im Rachen bemerkbar. Nach einigen Tagen kann sich die Infektion schließlich auch auf die unteren Atemwege ausbreiten, hier kann es zu Atembeschwerden kommen. Symptome, auf die Eltern achten sollten, sind Antriebslosigkeit, Atemschwierigkeiten, es kann auch zu Atemaussetzern kommen. Auch wenn Säuglinge nicht gewohnt gut trinken, sollte man die Situation bei einem Kinderarzt, einer Kinderärztin abklären lassen.
Wie wird eine RSV-Infektion behandelt?
ANTWORT: Meist dauert die Erkrankung rund eine Woche, wobei Husten über mehr als vier Wochen anhalten kann. Da es kein spezielles Medikament zur Behandlung von RSV gibt, werden die Betroffenen symptomatisch behandelt. Das bedeutet etwa, wenn die Kinder Fieber haben, wird das Fieber gesenkt. Wichtig ist ausreichend Flüssigkeitszufuhr und, dass die Atemwege so frei wie möglich sind. Hier kann Nasenspray Linderung verschaffen.
Haben die Kinder Schwierigkeiten beim Atmen oder Trinken, sollte unverzüglich die Kinderärztin oder der Kinderarzt bzw. eine Spitalsambulanz aufgesucht werden.
Wie wird RSV übertragen?
ANTWORT: Die Übertragung von RS-Viren erfolgt durch Tröpfcheninfektion, seltener dürfte die Infektion indirekt durch kontaminierte Gegenstände (Türschnallen, Spielzeug, etc.) oder Hände übertragen werden. Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Symptome, wird mit zwei bis acht Tagen bemessen. Infektiös können Betroffene schon einen Tag nach der Ansteckung und vor Symptombeginn sein. Meist sind infizierte Personen etwa eine Woche ansteckend.
Wie kann man sich vor einer RSV-Ansteckung schützen?
ANTWORT: Grundsätzlich ist Handhygiene sowie hygienisches Husten – Armbeuge, nicht in die Hand – auch in Bezug auf das RS-Virus eine sinnvolle Maßnahme. Da, je jünger die Kinder sind, der Verlauf umso schwerer sein kann, sollten in Hochzeiten der RSV-Saison in den ersten Lebenswochen und -monaten von Kindern Menschenansammlungen möglichst vermieden werden.
Für Risikopatienten ist eine Antikörpertherapie verfügbar. Diese sogenannte "passive Impfung" wird im ersten Lebensjahr prophylaktisch gegeben – und zwar monatlich während der Erkältungssaison.
Eine aktive Impfung gibt es noch nicht, es wird aber daran geforscht – wir haben hier darüber berichtet.