Unfassbar für die Welt der Medizin. Dieses Wort, unfassbar, schwebt über dem Buch, wenn g'standene Schulmediziner sich mit dem Thema auseinandersetzen. "Echte" Schulmediziner glauben normalerweise an die Macht der Pille und ihrer ärztlichen Kunst.

Nach dem Buch werden einige wohl ihrem alten Glauben abschwören müssen, wie Rudolf Likar, in seltener Personalunion Schulmediziner und Gläubiger, bemerkt.

Likar, der das Buch mit Georg Pinter (Mediziner), Herbert Janig (Psychiater) und Franz Kolland (Gesundheitsforscher) geschrieben hat, war mit seinen Kollegen selbst lang ein Fragender. Wie ist das möglich, dass die Selbstheilungskräfte Menschen gesund machen können?

Dieses Video könnte Sie auch interessieren

Fünf Prozent Überlebenschance

"Ich heiße Gabi Rom", schreibt eine Frau, die in einem Kapitel ihre Krebserkrankung schildert. Bei der Diagnose erklärte man ihr, sie habe eine fünfprozentige Überlebenschance. "Fünf Prozent Leben.

Fünfundneunzig Prozent Tod. Die Mathematik stand eindeutig gegen mich. Das Schicksal hatte mich an die Wand gestellt." Ihren Kampf, ihre Fassungslosigkeit, ihren Überlebenswillen schildert sie so eindringlich, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Sie hat Menschen gehen sehen, 24 Gehirnbestrahlungen überlebt. Und nie aufgegeben. "Niemand hat eine Vorstellung vom Alltag auf einer Krebsstation. Man sollte sich nur auf sich selbst konzentrieren, egoistisch sein und die Außenwelt vergessen. Ich glaube nicht, dass ich noch am Leben wäre, wenn ich mich gefragt hätte: Warum ich? Was habe ich falsch gemacht? Ich versuchte immer, positiv zu denken, von einem Tag auf den anderen."

Abschließend schreibt sie: "Vor 14 Jahren haben mich Ärzte zum Tod verurteilt. Heute bin ich geheilt. Ich habe mich geheilt", sagt sie stolz, "und der liebe Gott muss auch etwas damit zu tun gehabt haben. Seit damals schmeckt das Leben anders. Ich koste jeden Tag aus, jeden Augenblick. Wie das größte Geschenk überhaupt. Ich lebe. Ich lebe."

Die Wissenschaft kann viele solcher Phänomene erklären. Spürt zum Beispiel der Patient eine echte Empathie des Arztes, kann das 30 bis 50 Prozent der Wirksamkeit des Medikaments ausmachen.

Der entlarvende Placeboeffekt

Wie man das festgestellt hat? Mit dem Placeboeffekt: Patienten hatten eine medikamentenähnliche Wirkung, obwohl ihnen Pillen ohne Wirkstoffe verabreicht worden waren – dafür aber mit Zuwendung und Empathie.

Trockener Likar-Kommentar: "Die Patienten glaubten an etwas, an das Mitgefühl des Arztes, an dessen Kompetenz, an dessen Rat. Mit der Drei-Minuten-Medizin geht sich das aber nicht aus.

Die Rechnung ist einfach: Patient plus Arzt, mal Einfühlungsvermögen, mal Zeit – dann sind die Heilungschancen höher. Da müssen sich die Ärzte schon selbst an der Nase nehmen."

Wie viel jeder Einzelne von uns mit der Macht lebensbejahender Gedanken ausrichten kann, weiß man aus Untersuchungen zu Alzheimer. Diese Erkrankung hat oft eine jahrelange Vorgeschichte mit depressiven Verstimmungen. "Hier können wir ansetzen", so die Autoren.

Selbst biochemische Vorgänge sind von Gedanken abhängig. Der Vagabund, der zehnte Gehirnnerv, "vagabundiert mehr oder weniger in jedes Organ. Dort registriert er, ob eine Erkrankung im Entstehen begriffen ist. Die Zentrale mobilisiert auf Geheiß molekularbiologische Prozesse, damit der Mensch besser genesen kann", so die Autoren.

Schlüsselrolle für Spiritualität

Der Spiritualität kommt immer eine Schlüsselrolle zu. Im Medizinjournal "The Lancet" wurde eine Studie veröffentlicht, bei der der Einfluss von Musik, Berühren, Meditation, aber auch Gedanken an Gott auf Herzinfarktpatienten untersucht wurde. Nach einem Herzinfarkt ist das Risiko, einen zweiten zu erleiden, hoch. Das nennt man Rezidiv. "Die Forscher entdeckten, dass die Rezidivrate bei der Meditationsgruppe deutlich geringer war. Glaube und Transzendenz wirkten wie ein Schild gegen den Sensenmann", staunen die Autoren.

Und schlussfolgern: "Unfassbar für die Welt der Medizin!"

Die Studie schickte der Mediziner Johannes Huber an Kardinal Schönborn. "Er schrieb mir eine wunderschöne Karte zurück: Ja, es freue ihn, dass die Wissenschaft dies nun auch erkennt."