Dass Long Covid ein Problem für die zahlreichen Betroffenen und auch das Gesundheitssystem darstellt, haben wir an dieser Stelle schon öfter berichtet. Die Covid-Krisenkoordination Gecko hat am Freitag das Risiko für diese Folgeerkrankung von Covid-19 nochmals betont und mit Daten aus Österreich untermauert. Demnach wurden in Österreich bis Ende August 5.768 stationäre Spitalsaufenthalte von 4.949 Patientinnen und Patienten mit Post-Covid-19-Zustand registriert, davon wurden 610 Kranke auf Intensivstationen gepflegt.

Der Gecko-Bericht verweist auch auf ein gewisses Todesrisiko durch Long Covid: Demnach sind 4,2 Prozent aller hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit Long Covid verstorben. Bei den Kranken auf Intensivstationen waren es – wenig verwunderlich – gar 12,5 Prozent. 

Spezifische Therapie noch nicht gefunden

In Bezug auf die Behandlung von Long Covid schreibt Gecko: "Einen Durchbruch in der Behandlung von Long Covid hat es trotz diverser Therapieansätze aber bisher noch nicht gegeben." Einen Zustand, den auch Neurologe und Long-Covid-Spezialist Michael Stingl bestätigen muss: "Das Problem ist – und das ist mir wichtig zu betonen –, es gibt momentan keine sicher wirksame Therapie. Wenn man Pech hat, ist das eine chronische Erkrankung, die nicht behandelbar ist. Das ist nicht bei allen so, bei vielen wird es über die Zeit besser. Aber es gibt einen gewissen Prozentsatz von Betroffenen, der permanent beeinträchtigt ist."

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Zudem gebe es zu wenig Anlaufstellen für Betroffene. Dem pflichtet auch ÖGK-Chefarzt Andreas Krauter bei. Denn die Genesung sei oft langwierig. "Wir wissen mittlerweile, dass wir den Betroffenen Zeit für die Genesung geben müssen." Seit Pandemiebeginn bis Anfang Oktober gab es bei der ÖGK 85.600 Krankenstandmeldungen mit der Diagnose Long Covid. 730 Fälle davon zogen sich über 26 Wochen.

Neue Studiendaten zu Long Covid

Die Gecko verwies auf Studiendaten aus den USA, dass Millionen Menschen von Long Covid betroffen sind. Das wiederum hat weitreichende Auswirkungen, etwa auf die Erwerbsbeteiligung, die wirtschaftliche Produktivität und das gesellschaftliche Wohlergehen, wie die Kommission schrieb. Auch das Gesundheitssystem ist betroffen, weil durch Long Covid mehr Menschen auf dauerhafte Versorgung angewiesen sein werden.

Auch aus Deutschland werden neue Daten berichtet, die dementsprechende Studie wurde im Fachjournal "PLOS Medicine" veröffentlicht und von der Uniklinik Dresden durchgeführt. Diese Untersuchung zeigt, dass auch Kinder und Jugendliche teilweise noch über Monate mit Beschwerden zu kämpfen haben – allerdings deutlich seltener als Erwachsene. Die Ursachen für Post Covid sind indes weiter unklar.

Für die Studie nutzten die Fachleute Daten sechs deutscher Krankenkassen, um zu bestimmen, wie oft bestimmte Langzeitsymptome bei durch einen PCR-Test bestätigten Covid-19-Fällen auftraten. Insgesamt umfasste der Datensatz der Studie fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Informationen von 11.950 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahre sowie von 145.184 Erwachsenen (bis 49 Jahre) mit einer Covid-19-Erkrankung im Jahr 2020 wurden ausgewertet. Darüber hinaus wählten die Forschenden für jede Person aus der untersuchten Kohorte fünf entsprechende Kontrollpersonen ohne gemeldete Coronainfektion aus. Dann wurde verglichen, wie viel häufiger bestimmte Symptome mindestens drei Monate nach der Infektion bei den Covid-19-Betroffenen auftraten.

Symptome je nach Altersgruppe unterschiedlich

Das Ergebnis: Insgesamt war die Wahrscheinlichkeit, dass während der ersten Pandemiewelle an Covid-19 erkrankte Kinder und Jugendliche drei Monate oder länger nach der Infektion dokumentierte Gesundheitsprobleme hatten, um 30 Prozent höher als in der Kontrollkohorte. Am häufigsten klagten die Heranwachsenden über Unwohlsein und Erschöpfung, Husten, Schmerzen im Hals- und Brustbereich, aber auch Anpassungsstörungen. Bei den Erwachsenen war die Rate derjenigen, die ein Vierteljahr nach der Infektion ärztliche Diagnosen aufgrund von physischen und psychischen Symptomen erhielten, um 41 Prozent höher als bei den Kindern und Jugendlichen.

Bei ihnen wurden am häufigsten langanhaltende Geruchs- und Geschmacksstörungen, Fieber, Atemnot (Dyspnoe) und Husten in den Krankenakten vermerkt. Die Autoren der Studie, zu denen auch Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), gehört, fassen zusammen: "Wir fanden heraus, dass die Covid-19-Diagnose mit einer höheren langfristigen Nachfrage nach Gesundheitsleistungen verbunden war, was sich in ambulanten und stationären Diagnosen einer breiten Palette von Ergebnissen mehr als drei Monate nach einer bestätigten Sars-CoV-2-Infektion widerspiegelte. Kinder und Jugendliche scheinen zwar weniger betroffen zu sein als Erwachsene, aber diese Ergebnisse sind für alle Altersgruppen statistisch signifikant."

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Gecko-Report vom 7. November

Video: "Wenn Corona nicht aufhört - Leben mit Long Covid"