Ein neuer Test zur Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge dürfte künftig wesentlich früher als bisherige Methoden Vorstufen der Krebsart erkennen. Der unter der Leitung von Martin Widschwendter, Professor an der Universität Innsbruck, entwickelte Test erkennt Krebsvorstufen, bevor diese mikroskopisch sichtbar sind. Dies wurde im Rahmen eines Forschungsprogrammes erforscht, bei dem ein Screeningtest für alle frauenspezifischen Krebserkrankungen entwickelt werden soll.
Bis dato werden nämlich abnorme Zellen am Gebärmutterhals identifiziert, teilte die Universität Innsbruck am Mittwoch in einer Aussendung mit. Je nach Zellveränderung werden zur Beobachtung engmaschige Untersuchungen durchgeführt oder die veränderten Zellen entfernt, bevor sie sich zu einem invasiven Krebs entwickeln können.
Der neue Test namens "WID-CIN" untersucht dagegen die DNA-Methylierung von Gebärmutterhalszellen. Bei der DNA-Methylierung handelt es sich um eine Veränderung des Erbguts, die von Umweltfaktoren beeinflusst werden kann. Diese teilt den Zellen mit, welche Teile des genetischen Codes sie ablesen sollen. Diese sogenannten epigenetischen Veränderungen können das Risiko für bestimmte Krankheiten wie Krebs erhöhen. Die Forscherinnen und Forscher wollen damit nicht nur die Vorstufen von Krebs erkennen, sondern auch zukünftiges Krebsrisiko vorhersagen.
"Unsere Arbeit hat gezeigt, wie die Untersuchung einer Gebärmutterhalsprobe neben der Erkennung von Vorstufen des Gebärmutterhalses auch Informationen über das Risiko einer Frau für drei andere Krebsarten – Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs – liefern kann", berichtete Widschwendter. Anhand einer einzelnen Probe soll das Risiko mittels verschiedener molekularer Signaturen erkannt werden.
Der WID-CIN-Test übertraf die bisherige Methode der Zytologie, hieß es. "Der neue WID-Test ist genauer und erkennt Krebsvorstufen bereits bevor mikroskopische Veränderungen auftreten. Somit kann das Screening gezielter durchgeführt werden", erklärte Chiara Herzog, Molekularmedizinerin am EUTOPS Institut der Universität Innsbruck. Der Test erkannte mehr als die Hälfte der mit humane Papillomavirus (HPV) infizierten Frauen, die noch gar keine sichtbaren Zellveränderungen hatten, bei denen sich aber innerhalb der folgenden vier Jahre eine ausgeprägte Krebsvorstufe entwickelte.
In der Studie, die in der Fachzeitschrift "Genome Medicine" veröffentlicht wurde, wurden 1254 Gebärmutterhals-Screening-Proben untersucht. Die Proben stammten von Frauen aus dem Gebärmutterhals-Screening-Programm in der schwedischen Region Stockholm mit Zellveränderungen von CIN1 bis CIN3 – also von Frauen mit frühen bis hochgradigen Zellveränderungen –, von Frauen mit HPV, aber ohne Zellveränderungen im Gebärmutterhals und von Frauen ohne Zellveränderungen im Gebärmutterhals, die innerhalb von vier Jahren CIN3 entwickelten.
Nächste Schritte
In der nächsten Studienphase wollen die Forscherinnen und Forscher Frauen untersuchen, die gegen HPV geimpft wurden. Gebärmutterhalskrebs könne nämlich auch von Subtypen verursacht werden, die nicht durch aktuelle Tests erkannt werden. Im WID-CIN-Test sahen auch hier die Verantwortlichen eine Chance zur Früherkennung.