Die Dynamik der Covid-19-Pandemie verändert auch ständig die Situation rund um die Entwicklung und Zulassung der Vakzine. Einen Dämpfer gab es jetzt bei den mit großen Hoffnungen erwarteten intranasalen SARS-CoV-2-Vakzinen. Ein Entwicklungsprodukt von AstraZeneca zeigte in einer ersten Studie am Menschen wenig Immunogenität. In den USA wurden zwei bivalente mRNA-Vakzine auch für Kinder zugelassen. Ein Kandidat-Impfstoff von Novavax dürfte folgen.
Als Nasenspray anwendbare Impfstoffe gegen Covid-19 sollten eigentlich große Vorteile bieten: eine einfache Anwendung und das Auslösen eines lokalen Immunschutzes in den Schleimhäuten der Atemwege. Zusätzlich zu einer Reaktion des gesamten Immunsystems soll das schon die Infektion über die Atemwege verhindern. Die injizierbaren Vakzine schützen vor schweren Erkrankungen, deutlich weniger vor einer Infektion mit SARS-CoV-2.
Immunantwort geringer als erwartet
Vorerst sieht dürft es damit aber relativ schlecht aussehen. "Britische Wissenschafter untersuchten nun in einer Phase-I-Studie die Wirksamkeit und Verträglichkeit der intranasalen Applikationsform des Vektor-Impfstoffes Vaxzevria (AstraZeneca)“, schrieb jetzt das Deutsche Ärzteblatt. Im Tierversuch hätten sich vielversprechende Effekte gezeigt. In einer noch nicht von Experten begutachteten Studie der Phase I mit 42 Probanden als Preprint-Veröffentlichung stellte sich der Kandidatimpfstoff, der in unterschiedlicher Dosierung verabreicht wurde, vorerst als im Vergleich zur injizierbaren Vakzine nicht besonders immunogen.
"Antigenspezifische mukosale (in der Schleimhaut vorkommende; Anm.) Antikörper ließen sich nur bei wenigen Teilnehmern nachweisen. Die Konzentrationen überschritten nur selten die Werte nach einer Infektion mit SARS-CoV-2. Insgesamt fiel die systemische Immunantwort nach intranasaler Applikation schwächer aus als nach intramuskulärer Gabe des Vektor-Impfstoffs. Spezifische Antikörper in der nasalen Schleimhaut waren dagegen bei denjenigen feststellbar, die nach der intranasalen Impfung eine intramuskuläre Injektion mit dem mRNA-Vakzin erhielten. Auch die Boosterwirkung (nach zweiter Impfung; Anm.) war nicht überzeugend. Eine SARS-COV-2-Infektion trat bei sieben der 42 Teilnehmenden auf“, schrieb das Deutsche Ärzteblatt.
Novavax-Booster könnte kommen
Am Mittwoch präsentierte das US-Pharmaunternehmen Novavax beim World Vaccine Congress Europe 2022 in Barcelona neue Daten zu einer auch für die Verhinderung von Infektionen mit Omikron-Varianten in Entwicklung befindlicher Protein-Vakzine. Es handelt sich um die Anpassung des bereits auf dem Markt befindlichen Impfstoffes des Unternehmens mit gentechnisch hergestellten Antigenen (eine Totimpfstoff-Variante). Demnach zeigte sowohl eine Booster-Impfung mit dem angepassten Impfstoff bei Probanden unterschiedlicher Altersgruppen (Jugendliche, Erwachsene bis 49 Jahre) eine gute Immunogenität. Es gebe deutliche Hinweise, dass die Vakzine gegen die verschiedenen Omikron-Varianten wirke, teilte das Unternehmen mit.