Alle zwei Jahre werden Frauen zwischen 45 und 69 Jahren in Österreich im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung zur Mammografie eingeladen. Ab welchem Alter und in welchen Zeitabständen die Untersuchung allerdings sinnvoll ist, ist immer noch unklar, sagt das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA). Nun wird seitens der Ärztekammer und der Gesundheitskasse eine Änderung überlegt, im Gespräch ist unter anderem risikobasiertes Screening. Die AIHTA rät unterdessen noch davon ab.

"Zweifelsohne kann eine Mammografie neben falsch-negativen Ergebnissen auch zu falsch-positiven Brustkrebs-Verdachtsfällen führen, die in unnötigen Biopsien und Therapien resultieren", erläuterte Ingrid Zechmeister-Koss vom AIHTA. Das AIHTA untersuchte daher die Qualität von Risikovorhersagemodellen in 107 Studien aus acht Übersichtsarbeiten. Das zentrale Ergebnis: Die Modelle konnten in den Beobachtungsstudien das individuelle Brustkrebsrisiko nur unzureichend vorhersagen. Dies änderte sich auch dann nicht, wenn mehr Informationen über weitere Risikofaktoren – etwa der Brustdichte – hinzugefügt wurden, wurde betont.

Studienergebnisse bis 2026

Was es bisher nicht gebe, seien unterdessen abgeschlossene randomisierte Kontrollstudien, die das Nutzen-Schaden-Verhältnis aufzeigen. In einer derzeit laufenden Studie werde jedoch das risikobasierte Screening mit den herkömmlichen Brustkrebsfrüherkennungsstrategien in mehreren europäischen Ländern verglichen. Die Ergebnisse der Studie sind allerdings frühestens 2026 zu erwarten.

Bevor nun eine Änderung im Früherkennungsprogramm umgesetzt wird, braucht es nicht nur fundierte Daten zum Nutzen-Schaden-Verhältnis, sondern auch detaillierte Vorbereitungen, die bereits vor der Einführung umgesetzt werden sollten, betonen die Studienautorinnen des AIHTA. Unter anderem müssen definiert werden, welche und auch wie viele Risikofaktoren zu Beginn erhoben werden. "Es reicht nicht, dass der Arzt oder die Ärztin ein paar Risikofaktoren abfragt. Was es braucht, ist beispielsweise ein standardisiertes Tool, mit dem die einzelnen Risikofaktoren systematisch erfasst werden. Wird etwa die Brustdichte als Risikofaktor berücksichtigt, sollte eine standardisierte Methode zur Messung der Brustdichte definiert werden", sagte Zechmeister-Koss.

Schulungen für Ärztinnen und Ärzte

Aus dem Risikoassessment kann aus dem verwendeten Modell dann ein Risikoscore errechnet werden. Dieser gibt die Wahrscheinlichkeit an, in einem vorgegebenen Zeitraum an Brustkrebs zu erkranken. Die Frauen müssten dann gut informiert werden, was etwa ein Risiko von zehn Prozent bedeutet. Für jene Frauen, die ein niedriges Risiko haben, zu erkranken, braucht es eine fundierte Erklärung, dass größere Intervalle für sie von Vorteil sind und ihnen keine Leistung vorenthalten wird. Außerdem muss ihnen erklärt werden, dass dadurch unnötige Strahlenbelastung und falsch-positive Befunde vermieden werden sollen. "Das heißt auch, dass viele Schulungen von Ärztinnen und Ärzten zur professionellen Beratung und Aufklärungskampagnen notwendig sind", betonte Studienleiterin Irmgard Frühwirth.