Es ist ein schwieriges Jahr für Pollenallergiker. Die Gräserpollen-Saison brachte heuer eine besonders starke Belastung und auch die Beifuß-Saison belastete in Ost-Österreich entgegen dem Trend überdurchschnittlich stark. Die Ragweed-Saison steht derzeit im Osten des Landes vor der Belastungsspitze. Und zu allem Überdruss kann die Schilfblüte am Neusiedlersee Mitte September bei richtiger Windkonstellation Gräserallergiker noch in Wien belasten.

So ist es naheliegend, dass Allergikerinnen und Allergiker nach jedem Strohhalm greifen, um sich Erleichterung zu verschaffen. Auch abseits der Schulmedizin. "Hier muss man aber sehr aufpassen", betont. Markus Berger, ärztlicher Mitarbeiter des Österreichischen Pollenwarndienstes und Assistenzarzt an der HNO-Abteilung an der Klinik Hietzing in Wien. "Denn nicht alles, was angeboten wird, ist auch empfehlenswert. Manche Methoden, wie zum Beispiel Bioresonanz, bei der Allergien 'gelöscht‘ werden, sind zwar für den Anbieter ein gutes Geschäft, halten aber einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand."

Berger hat daher gemeinsam mit einer Gruppe deutscher Wissenschaftler in einer neuen Übersichtsarbeit zusammengefasst, welche nicht-medikamentösen Maßnahmen tatsächlich wirksam und damit empfehlenswert sind. "Wichtig ist", so HNO-Mediziner Berger, "dass diese Methoden nicht als Ersatz, sondern immer ergänzend zur ärztlich verordneten Behandlung sowie zur Allergenvermeidung in Betracht gezogen werden."

Luftreiniger und Allergenfilter 

Die heute in allen Autos eingebauten Filter halten Pollen und andere Partikel verlässlich ab. Es ist allerdings ratsam, diese alle zwei Jahre wechseln zu lassen, da der Schutz nachlässt. Interessant sind auch Luftfilter in Innenräumen, zu denen es bereits einige Studien gibt. Sie könnten auch eine bisher unterschätzte Möglichkeit der Prävention einer Pollenallergie sein, die allerdings noch intensiver untersucht werden muss. Pollenschutzgitter an den Fenstern seien laut den Studienautoren deshalb eine gute Wahl, weil sie die Pollen bereits am Eindringen in den Raum hindern. Inwiefern das auch die klinische Symptomatik der Allergie reduziert, sei aber noch unklar.

Gesichtsmaske

Immer wieder wird kolportiert, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes beziehungsweise einer FFP2-Maske nicht nur vor Coronaviren, sondern auch vor Allergenen schützt. Eine Vermutung, die Experten nun bestätigen: "Das Tragen von Masken während der Pollensaison empfehlen wir als eine wirksame nicht-medikamentöse Option für Pollenallergiker, insbesondere an Tagen, an denen eine hohe Pollenbelastung vorausgesagt wird", betont Berger.

Nase ausspülen

Eine zusätzliche, einfache, kostengünstige und schmerzfreie Möglichkeit zur Vermeidung von Nasenbeschwerden ist außerdem das regelmäßige Ausspülen der Nase. Auch die lokale Anwendung von Salben, Pulvern oder Ölen hat sich in Studien als wirksam erwiesen. Sie basiert auf der Idee, das Eindringen der Pollenallergene in die Nasenschleimhaut zu verhindern.

Sonnenbrille & künstliche Tränen

Eine einfache Möglichkeit, Augenjucken und Augenrötung, aber auch Niesen und eine rinnende Nase zu lindern, ist das Tragen einer Sonnenbrille. Beschwerden können damit signifikant reduziert werden. Künstliche Tränen (Augentropfen ohne Wirkstoffe, die das Auge befeuchten) und kühlende Augenkompressen werden bei einer allergischen Augenentzündung allerdings nur selten angewendet. Vor allem künstliche Tränen könnten akute Beschwerden jedoch deutlich reduzieren.

Kleidung waschen

Pollenallergiker sollten draußen getragene Oberbekleidung vor dem Betreten von Wohnung oder Arbeitsumgebung ablegen, empfehlen die Experten weiters. Bereits durch Ausschütteln oder Ausbürsten kann man einen Großteil der Pollen entfernen, in der Waschmaschine sogar alle.

Fazit der Autoren: Gute Medizin stellt sich einer Überprüfung nach allgemein gültigen Standards. In klinischen Studien werden Wirkung, mögliche Risiken und Nebenwirkungen anhand anerkannter wissenschaftlicher Verfahren überprüft und mit Placebos bzw. anderen Wirkstoffen oder Behandlungsmethoden verglichen. "Wichtig ist, auf seriöse Quellen zu achten, mit dem behandelnden Arzt darüber zu sprechen und die eingeleitete Therapie beizubehalten", betont Markus Berger. "Denn keine der nicht-medikamentösen Maßnahmen kann eine medikamentöse Standardtherapie ersetzen. Als Ergänzung können sie aber durchaus wertvoll sein."