Etwa ein Prozent der Menschen leidet an chronischer Polyarthritis (Gelenksrheuma). In den vergangenen 20 Jahren verbesserten sich Therapiemöglichkeiten derart, dass das Anstreben eines Krankheitsstillstands zum Ziel wurde. Jetzt kündigte sich eine neue Behandlung an: die direkte Blockade des Entzündungsbotenstoffs Interleukin-6. In einer Studie mit dem Wiener Rheumatologiepionier Josef Smolen als Erstautor wurde es mit positivem Ergebnis untersucht.

Neben den sogenannten Basistherapeutika, wie niedrig dosiertes Methotrexat, ein Zytostatikum ehemals aus der Krebstherapie, haben Biotech-Medikamente in der jüngeren Vergangenheit die Therapie der rheumatoiden Arthritis mit drohenden irreversiblen Gelenkschäden revolutioniert. Das waren zunächst monoklonale Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha-Blocker). Danach kamen die Interleukin-6-Hemmer, ebenfalls monoklonale Antikörper (z. B. Tocilizumab).

Bisherige und neue Therapien

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Diese hemmten IL-6 aber über das Blockieren der Rezeptoren für diesen Immunbotenstoff. Zuletzt wurden wieder für die orale Einnahme geeignete wirksame Medikamente, die sogenannten Januskinase-Inhibitoren (z. B. Baricitinib), entwickelt. Nach den alten Basistherapeutika waren das erneut synthetisch hergestellte, kleine Moleküle. Mittlerweile wurde eine Behandlungsstrategie verfolgt, die auf das möglichst vollständige Verschwinden der Symptome bzw. des Fortschreitens der Erkrankung (Gelenkschäden) ausgerichtet ist.

Bei dem nun in einer groß angelegten klinischen Studie untersuchten neuen Wirkstoff handelt es sich wiederum um ein Biotech-Medikament. Olokizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der direkt Interleukin-6 bindet und so seinen Effekt lahmlegen soll. In einer internationalen klinischen Studie mit dem Wiener Rheumatologen Josef Smolen (MedUni Wien/AKH) als Erstautor wurde der Effekt einer Injektion des monoklonalen Antikörpers alle zwei oder vier Wochen bzw. die Behandlung mit dem seit Jahren in der Therapie etablierten TNF-alpha-Blocker Adalimumab oder einem Placebo untersucht.

"Insgesamt bekamen 464 Patienten alle zwei Wochen Olokizumab, 479 erhielten Olokizumab alle vier Wochen, 462 wurden mit Adalimumab behandelt, 243 Probanden bekamen ein Placebo. Nach zwölf Wochen trat ein ACR20-Ansprechen (Besserung um 20 Prozent; Anm.) bei 44 Prozent der Patienten in der Placebogruppe auf, bei 70,3 Prozent in der Gruppe mit allen zwei Wochen Olokizumab", erläuterten die Autoren der Untersuchung die Ergebnisse im New England Journal of Medicine. Eine Behandlung mit dem neuen Medikament alle vier Wochen brachte bei 71,4 Prozent eine entsprechende Besserung der Beschwerden. Bei Adalimumab als seit Längerem verfügbaren Medikament wurde das in 66,9 Prozent der Fälle registriert. Die Untersuchung fand an Dutzenden Kliniken in den USA, Europa, Asien und Südamerika statt.

Das Fazit der Autoren: Innerhalb von drei Monaten war das potenzielle neue Medikament besser als das Placebo und etwa gleich gut wie der TNF-alpha-Blocker Adalimumab. Neue Polyarthritis-Arzneimittel müssen natürlich primär mit bereits etablierten Therapien verglichen werden. Die Studienautoren betonten aber auch, dass längere klinische Untersuchungen notwendig sein werden, um ein noch besseres Urteil abgeben zu können.