Tiroler Forschern zufolge könnten Krebsmedikamente künftig auch gegen Alzheimer eingesetzt werden. Ein Team um Jerome Mertens im Neural Aging Laboratory am Institut für Molekularbiologie der Uni Innsbruck gelang es nachzuweisen, dass Alzheimer-Nervenzellen denselben Wandel in ihrem Stoffwechsel durchlaufen wie Krebszellen. Wirkstoffe, die in der Krebsbehandlung eingesetzt werden, könnten dazu führen, dass Alzheimer-Nervenzellen ihr Erwachsenenstadium länger beibehalten.

"Unsere bisherigen Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass Alzheimer-Neuronen Krebszellen sehr ähnlich sind, mit dem großen Unterschied, dass Krebszellen unkontrolliert wachsen und Alzheimer-Neuronen unkontrolliert absterben", erklärte Larissa Traxler, Post-Doc am Institut für Molekularbiologie, in einer Aussendung. Im Zuge der Arbeit, die am Freitag im Fachmagazin "Cell Metabolism" veröffentlicht wurde, habe sich das Team speziell auf den Stoffwechsel (Metabolismus) der Alzheimer-Nervenzellen fokussiert und diesen "mit dem sehr spezifischen und gut erforschten Metabolismus von Krebszellen verglichen", führte Traxler weiter aus.

Diese Untersuchungen hätten besagte Ähnlichkeit bestätigt. Die Studienverantwortlichen sprachen vom sogenannten "Warburg-Effekt" – einem Wechsel im Stoffwechsel von Krebszellen vom Erwachsenen- ins Embryonalstadium. Dieser trete demnach auch bei Alzheimer-Nervenzellen auf. "Alzheimer-Neurone machen einen sehr ähnlichen Wechsel zum embryonalen Metabolismus durch wie Krebszellen. Da in Nervenzellen allerdings, sobald sie sich zu teilen beginnen, der Zelltod eingeleitet wird, sterben diese anders als Krebszellen, die sich unkontrolliert vermehren, ab", so die Mikrobiologin.

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In der Krebstherapie gebe es bereits Wirkstoffe, die speziell auf ebenjenen "Warburg-Effekt" abzielen. Hierfür werde insbesondere auf das Protein Pyruvat Kinase M2 (PKM2) fokussiert. PKM2 wird vermehrt in Krebszellen als auch in den Alzheimer-Neuronen produziert, und gilt als einer der Hauptregulatoren in dem Wechsel zum embryonalen Metabolismus. Wirkstoffe, die den Warburg-Effekt in Krebszellen hemmen, würden laut Traxler auch bei Alzheimer-Nervenzellen dazu führen, dass die Nervenzellen ihr Erwachsenenstadium länger beibehalten. Nun liege das Augenmerk der Forscher darauf, diese Wirkstoffe für alternde Nervenzellen zu optimieren und sie so anzupassen, dass sie optimal ins Gehirn gelangen und dort gegen Alzheimer wirken können, hieß es.