Dass es diesen Sommer erstmals im Verlauf der Pandemie sehr hohe Neuinfektionszahlen gegen wird, ist schon länger klar. Wie hoch es tatsächlich gehen kann, ist dem aktuellen Executive Report von Gecko zu entnehmen. Der Maximalwert der Berechnungen des Beratergremiums unter der Leitung der Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, ist mit einer großen Bandbreite zwischen 35.000 und 70.000 Fällen angegeben. Somit ist es möglich, dass der bisherige Höchstwert mit über 63.000 Neuinfektionen vom 15. März 2022 eingestellt werden könnte. Reich hatte übrigens schon vor Wochen im Interview mit der Kleinen Zeitung für eine Maskenpflicht auch im Sommer plädiert - das Interview können Sie hier nachlesen.

Viele Unsicherheiten gibt es aber noch, was den Zeitpunkt des Höhepunkts der aktuellen Welle angeht. Zwei Effekte sollten dafür sorgen, dass es zunächst einen bremsenden Effekt auf die Infektionsausbreitung gibt. Einerseits geht es da um den Beginn der Ferienzeit mit verstärkter Reisetätigkeit, die wiederum mit der Schließung der Schulen zusammenhängt und auch die Büros leert. Andererseits gibt es noch den Effekt von Verhaltensänderungen durch größeres Risiko-Bewusstsein ab einer gewissen Infektionszahl, etwa ab 20.000 neuen Fällen pro Tag.

Erhöhte Belastungen für das Gesundheitssystem

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Je nachdem, wie stark diese Effekte ausgeprägt sind, wird der Zeitpunkt des Peaks geschätzt. Werden die Kontakte eigenverantwortlich stark reduziert, dürfte der Höhepunkt erst Anfang Herbst eintreten. Ist dies in einem geringeren Ausmaß der Fall, könnte man die Höchstwerte früher erreichen. 2.500 bis 4.000 Fälle könnten auf den Normalstationen der Spitäler landen, auf den Intensivstationen 150 bis 300.

Insgesamt meint Gecko, dass eine Belastungssituation für das Gesundheitssystem vergleichbar mit der ersten Omikron-Welle plausibel sei. Das bedeute das Zusammentreffen einer hohen Anzahl normalpflegebedürftiger Patienten kombiniert mit Massenquarantäne in der Bevölkerung und damit des Gesundheitspersonals. Das bedeutet, dass es in Bereichen der kritischen Infrastruktur zu Ausfällen kommen kann, aber auch, dass es eventuell wieder zur Verschiebung medizinischer Eingriffe kommen kann.

Mit Medikamenten gegen die Folgen der Welle

Um gegensteuern zu können, soll die Verfügbarkeit von Medikamenten gegen das Coronavirus verbessert werden, so Gecko. So sprechen sich die Fachleute etwa für eine Vereinfachung der Ausgabe durch E-Rezept und direkte Ausgabe bei Hausärzten aus. Zudem sei eine Verfügbarkeit in Apotheken und Betreuungseinrichtungen anzustreben.

Bereits vor einer möglichen Erkrankung sollten potenzielle Risikopatienten von ihren Ärzten aufgeklärt und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten abgeklärt werden. Für Gecko steht fest, dass eine Kombination aus Impfung und Medikamenten ein optimales Schutzpaket vor schweren Verläufen darstelle. Verfügbar sein sollten genügend Präparate. Von den vorhandenen 487.465 Behandlungsreihen wurden bisher erst 4,1 Prozent verwendet.

Was die Impfungen angeht, scheint die vierte Immunisierung keine gravierenderen Nebenwirkungen mit sich zu bringen. Das legten Erfahrungen aus Israel nahe. Ob ein Impfstoffwechsel bei der vierten oder weiteren Impfungen Veränderungen der Verträglichkeit bringt, kann noch nicht beurteilt werden. Klar ist, dass bei den mRNA-Impfstoffen die Reaktion auf die zweite Teilimpfung am deutlichsten ausgeprägt ist. Bezüglich Impfung bei Kindern zeigen Daten, dass die Impfung im Alter von fünf bis elf Jahren besser vertragen wird als in der Gruppe der zwölf- bis 17-Jährigen. Bei den Jüngeren waren bisher auch keine Fälle von Entzündungen im Herzbereich beobachtet wurden.