Je länger die Subvarianten von Omikron, BA.4 und BA.5, zirkulieren, umso mehr Daten werden zu diesen bekannt. So bestätigt sich zusehends, dass sie ansteckender sind, als andere Varianten von Sars-CoV-2. Ein Vergleich: Die ursprüngliche Variante des neuartigen Coronavirus, auch Wildtyp genannt, wies eine Reproduktionszahl von zwei bis drei auf. Das bedeutet, dass ein infizierter Mensch im Durchschnitt zwei bis drei weitere angesteckt hat. Bei BA.2 waren es etwa zwölf und bei BA.4/BA.5 liegt diese Reproduktionszahl mittlerweile bei etwa 15 bis 16. Somit ist sie schon sehr nahe jenem Virus, das allgemein als das ansteckendste gilt, das wir kennen: das Masern-Virus. Dies bekräftigte auch Virologe Andreas Bergthaler (MedUni Wien) zuletzt im Interview mit der Presse

Doch wieso können die zueinander sehr ähnlichen Varianten BA.4/BA.5 um so viel mehr Menschen anstecken? Es zeigt sich immer deutlicher, dass diese gegenüber BA.2, das war jene Variante, welche die Welle zu Beginn 2022 maßgeblich befeuert hat, einen weiteren Wachstumsvorteil haben – wir haben auch hier darüber berichtet. Dieser kommt zum einen daher, dass die Untervarianten bereits aus anderen Varianten bekannte Mutationen am Spikeprotein aufweisen, von denen man weiß, dass diese das Virus zum einen ansteckender machen und zum anderen helfen, die Immunantwort besser zu umgehen. Die WHO stuft beide Varianten übrigens als besorgniserregend ein, wie auch Maria van Kerkhove im Interview mit der Kleinen Zeitung sagte.

Weniger klar ist das Bild, wenn es darum geht, ob diese Varianten auch schwerere bzw. andere Krankheitsverläufe verursachen als etwa BA.2. Hier braucht es noch weitere Daten, um das abschließend beurteilen zu können. Was man aber sagen kann, ist, dass in Portugal, das aktuell eine BA.4/BA.5-Welle durchmacht, auch die Spitalseinweisungen wieder zunehmen. Mehr zur Lage in Portugal mit aktuell rund 30.000 Neuinfektionen können Sie hier nachlesen.

BA.4/BA.5 breitet sich aus

Die Lage in Österreich hat Andreas Bergthaler am Dienstag im Ö1-Morgenjournal geschildert. Aktuell dominiert noch BA.2 das Infektionsgeschehen. Doch der Anteil von BA.4 und BA.5 steigt. Aktuell liegt dieser bei etwa neun Prozent. Und da ist es übrigens vor allem BA.5, das in den Screenings auftaucht. Aus dem Gesundheitsministerium hieß es am Dienstag, dass der BA.4/BA.5-Anteil in der Kalenderwoche 20 noch bei rund drei Prozent gelegen war, in der vergangenen Woche 21 waren es bereits acht Prozent. Derzeit sei aber noch kein Anstieg der Gesamtfälle zu verzeichnen. Aufgrund des Wachstumsvorteils meint Bergthaler, dass sich der Anteil der jüngsten Omikron-Subtypen jede Woche verdoppeln könnte. Demnach könnten sich BA.4 und BA.5 in einem Monat durchgesetzt haben und in Österreich dominant werden. Was genau das für die Entwicklung der Fallzahlen bedeutet, lies Bergthaler offen. 

Es scheint anhand dieser Entwicklung aber nicht ausgeschlossen, dass sich im Juli eine weitere Welle, trotz des Effektes der Saisonalität, aufbaut. Diese werde aber aller Voraussicht nach nicht so dramatisch ausfallen wie jene, die wir im Winter gesehen haben, erklärte Molekularbiologe Ulrich Elling (Institut für molekulare Biotechnologie) im Morgenjournal.