Selten war Wissenschaftsskepsis so ein großes Thema. Wenn ich nach einer Diagnose eine zweite Meinung einhole, zweifle ich dann schon an der Medizin, an der Wissenschaft?
CHRISTOPH ZIELINSKI: Nein. Wir als Mediziner stehen ja nicht auf der Kanzel und lehren etwas, das unwidersprochen hingenommen wird. Bei jeder Publikation, die erscheint, beginnt die Diskussion: Wie kann man das interpretieren, wie sind die Daten zu bewerten? Das ist wissenschaftlicher Diskurs. Wir gelangen zur Evidenz mittels klarer, naturwissenschaftlich akzeptierter Methoden, wo eine Therapie A gegen Therapie B verglichen wird und nicht ein Patient X gegen einen Patienten Y. Natürlich gibt es hier unterschiedliche Auffassungen und natürlich kann man als Patient sagen, ich möchte diese Erkenntnis auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wissen. Das Problem beginnt, wo man die Methoden des Erkenntnisgewinns infrage stellt. In Bezug auf Covid-19 wird wissenschaftliche Evidenz bestritten, großteils durch Gerüchte, Meinungen oder tatsächlich Fake News und nicht durch Evidenz.