Eigentlich sollten die an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe im ersten Quartal verfügbar sein. Doch bislang ist noch keiner dieser Impfstoffe der "nächsten Generation" zugelassen. Nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sollten diese nun bis spätestens Ende September eine Zulassung erhalten.
Ein Update bekommen etwa die mRNA-Impfstoffe der Unternehmen Biontech/Pfizer sowie Moderna. Es sei "kein Geheimnis", dass die Anpassungen bei Moderna und Biontech an Omikron bereits recht weit fortgeschritten seien, sagte der EMA-Direktor für Impfstrategie, Marco Cavaleri, vor wenigen Tagen. Einzelheiten zu den bisher erhobenen Studiendaten nannte er nicht.
Monovalente und bivalente Impfstoffe
Moderna wie auch Biontech arbeiten an Impfstoffen, die an die Omikron-Variante angepasst sind. Ebenso in Entwicklung sind – auch von anderen Herstellern – sogenannte bivalente Impfstoffe. Das sind Vakzine, die nicht nur eine Variante abdecken. Im Fall von Biontech und Moderna enthält dieser mRNA für das Spike-Protein der ursprünglichen Sars-CoV-2-Variante sowie jener von Omikron.
Auch bis zum Herbst am Markt sein möchte das französisch-österreichische Unternehmen Valneva mit seinem Totimpfstoff. Dieser wird aber eher als Auffrischung und nicht als Grundimmunisierung eingesetzt werden.
Untersuchungen zeigen, dass eine Grundimmunisierung mit drei Dosen auch gegen Omikron effektiv war und vor allem vor Hospitalisierung und Tod geschützt hat. "Die immunologischen Studien haben sehr beeindruckend gezeigt, wie die mRNA-Impfstoffe eine Grundimmunität vor allem mit der dritten Impfung erreichen – diese war sowohl auf der Basis der Antikörper wie auch der zellulären Immunität sehr breit aufgestellt", sagte Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt (MedUni Wien) gegenüber dem Ö1-Morgenjournal.
Die Schließung der Impflücke
Omikron kann die Antikörper relativ gut umgehen. Antikörper stellen aber nur einen Teil der Immunantwort dar, nämlich jenen, der schnell bzw. als Erstes reagiert. Danach folgt aber etwa noch die zelluläre Immunantwort (T-Zellen). Während die Antikörper verhindern sollen, dass das Virus in Zellen eindringt, um sich ebenda zu vermehren, können die T-Zellen schon infizierte Zellen zum Absterben bringen. Und das hat auch bei Omikron gut funktioniert – wenn drei Dosen verabreicht wurden, also die Grundimmunisierung abgeschlossen war.
Aus diesem Grund sollte nicht nur die Auffrischung, sondern auch die Schließung der Impflücke vor dem Herbst oberste Priorität haben, plädiert Wiedermann-Schmidt. Aktuell haben in Österreich 76 Prozent der Bevölkerung eine Dosis erhalten, drei Impfdosen haben lediglich 55 Prozent verabreicht bekommen. Mit der Grundimmunisierung erst im Herbst zu starten, ist eigentlich zu spät. Denn zwischen erster und zweiter Dosis sollen 21 bis 42 Tage liegen, die 3. Dosis sollte sechs Monate nach der zweiten erfolgen.
Je mehr Kontakt mit dem Virus, umso besser ist der Schutz
Eine Labor-Untersuchung, die erst als Preprint veröffentlicht und noch nicht von Experten begutachtet wurde, des Instituts für Virologie der MedUni Innsbruck hat den Immunstatus nach einer Infektion mit der mittlerweile dominanten Omikron-Subvariante BA.2 des Coronavirus evaluiert. Je mehr Kontakte mit verschiedenen Varianten durch Impfung oder Infektion, desto größer der Schutz, sagt Virologin Janine Kimpel. Aus diesem Grund plädiert sie auch für den Einsatz angepasster Impfstoffe.
Denn jene, die öfter als dreimal mit einer Variante des Coronavirus in Kontakt kamen – sei es durch eine Impfung oder eine Infektion – böten ausreichend neutralisierende Antikörper gegen alle untersuchten Varianten auf. Kimpels Team untersuchte für diese Erkenntnis Blutproben von drei Gruppen von Probanden – sie hatten entweder einmal, zweimal, dreimal oder noch öfter Kontakt mit dem Coronavirus.
Dabei zeigte sich, dass BA.2-Genesene, die weder bereits von einer anderen Variante genesen noch geimpft waren, kaum neutralisierende Antikörper gegen andere Varianten aufwiesen – auch nicht gegen die andere Omikron-Subvariante BA.1. Das zeige, wie sehr sich das Virus verändert habe, erläuterte die Expertin. "Der mehrfache Kontakt mit dem Virus schützt", leitete Kimpel davon ab und appellierte erneut an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen.