HPV-Viren sind nicht nur für Gebärmutterhalskrebs, sondern auch für einen Gutteil der Vulvakarzinome – dem Krebs des äußeren weiblichen Genitals – verantwortlich. In der Medizinforschung stehen ihre Vorstufen, vulväre intraepitheliale Neoplasien (VIN), besonders im Fokus. In einer österreichweiten Studie hat sich eine Salbe mit dem Wirkstoff Imiquimod als gleich wirksam erwiesen wie ein chirurgischer Eingriff.

Die Vorstufen der Krebserkrankung im äußeren Bereich des weiblichen Genitals (Vulva) entwickelt sich über Monate oder auch Jahre. Sie gehen überwiegend aus Zellen hervor, die chronisch durch das humane Papillomavirus (HPV) infiziert und damit geschädigt sind. Das durchschnittliche Alter der betroffenen Frauen liegt im Mittel zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr. Die Diagnose erfolgt häufig nur als Zufallsbefund bei der frauenärztlichen Untersuchung.

Wenn die Neoplasien im äußeren Bereich des weiblichen Genitals früh genug erkannt werden – also bevor aus der Präkanzerose echter Krebs wird – kann durch schnelles Eingreifen Schlimmeres verhindert werden. Als Behandlung kommen vorrangig operative Verfahren zum Einsatz. "Allerdings hat die OP auch Nachteile: Die operative Entfernung der VIN kann zu Wundheilungsstörungen, Narbenbildung und eventuell späteren sexuellen Beschwerden führen. Rezidive, also ein neuerliches Auftreten der Erkrankung, sind häufig, und oft sind mehrere Operationen notwendig", führte Gerda Trutnovsky von der Uniklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Graz an.

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Erfolgsrate von Creme und Operation

Die Grazer Forscherin hat über zwölf Monate an mehreren österreichischen Spitälern eine randomisierte, klinische Studie an mehr als 100 Patientinnen durchgeführt. Bei dieser wurden die Betroffenen entweder mit einer chirurgischen Therapie oder einer Creme mit einer immunmodellierenden Substanz behandelt. Die Studie wurde durch den Wissenschaftsfonds FWF finanziert und in der Fachzeitschrift "The Lancet" publiziert. "Dabei zeigte es sich, dass die Creme Imiquinmod eine gute Wirkung und Verträglichkeit hat und die Erfolgsrate der Behandlung gleich gut wie nach einer OP ist", hielt Trutnovsky fest. Der Wirkstoff ist seit rund 20 Jahren zur Behandlung bestimmter Hauterkrankungen inklusive einiger Hautkrebsarten zugelassen und hat sich etwa bereits bei Behandlung der aktinischen Keratose als auch bei noch oberflächlichen Basaliomen bewährt.

Die Therapie von VIN mit der Creme sei "eine sichere, wirksame und gut akzeptierte Alternative zur Operation" und könne auch als Erstlinientherapie in Betracht gezogen werden, wie die Autorinnen und Autoren der Studie abschließend festhielten. Wichtig sei, dass die Creme regelmäßig zwei- bis dreimal pro Woche verwendet wird und Kontrolluntersuchungen erfolgen. Die Salbe kann von den Frauen selbstständig auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden.

Das menschliche Immunsystem erkennt defekte und wuchernde Zellen üblicherweise von selbst und zerstört diese. Wenn die bösartigen Zellen diesem Mechanismus entgehen können, wird es gefährlich. Laut den Ergebnissen der jüngsten Studie kann bei den Präkanzerosen der Vulva offenbar ein kleiner Anstoß des Immunsystems bereits große Wirkung haben und das Immunsystem dazu gebracht werden, die kranken Zellen zu vernichten. Das Mittel sorge dafür, dass eine lokale Entzündung entsteht, wodurch die Läsionen ohne chirurgischen Eingriff durch das Immunsystem zerstört werden. In vielen Fällen konnte ein vollständiges Verschwinden der Läsionen erreicht werden.