Mit viel Geld hat Bill Gates den Kampf gegen die Corona-Pandemie unterstützt. In einem neuen Buch beschreibt der Milliardär jetzt, wie seiner Meinung nach die nächste Pandemie verhindert werden kann - und verteidigt sich gegen seine Kritiker.
An einem Freitagabend im Februar 2020 sei ihm klar geworden, dass sich der kurz zuvor bekannt gewordene Ausbruch eines neuartigen Coronavirus "zu einer globalen Katastrophe auswachsen würde", schreibt Bill Gates. Daraufhin habe er wie immer reagiert, wenn ihm etwas Sorge bereite: Er habe begonnen, mit ganz vielen Experten über das Thema zu sprechen, sich von ihnen Informationen und Einschätzungen zu holen. Die Stiftung, die er gemeinsam mit seiner Ex-Frau Melinda betreibt, hat bisher mehr als zwei Milliarden Dollar zur Vorbeugung und Bekämpfung der Pandemie vor allem in ärmeren Ländern gespendet.
Was wir lernen sollten
Was Gates in den vergangenen rund zwei Jahren gelernt hat, hat er nun aufgeschrieben - um einer Wiederholung vorzubeugen. "Wie wir die nächste Pandemie verhindern können" heißt das zeitgleich zum englischen Original gerade im Piper-Verlag auf Deutsch erschienene Werk.
Die Materie ist dem 66-Jährigen nicht fremd. Ansteckende Krankheiten seien für ihn "eine Art Obsession", schreibt der Microsoft-Gründer und Milliardär. Stundenlang könne er Bücher und wissenschaftliche Fachartikel dazu lesen, oder sich auf Webseiten mit Datensammlungen dazu herumtreiben. Seit Jahrzehnten setzt er sich mit seiner Bill & Melinda Gates Foundation unter anderem im Kampf gegen Kinderlähmung, Aids, Tuberkulose, Malaria und andere Krankheiten ein.
Vorbereitung ist alles
"Die Welt hat nie wirklich in die benötigten Tools investiert oder sich systematisch auf eine Pandemie vorbereitet", lautet das Fazit von Gates. "Es wird höchste Zeit, dass wir das ändern." Folgende Schritte sieht er dafür am wichtigsten an: Es müsse ein Pandemie-Präventionsteam aufgestellt werden, die Früherkennung von Ausbrüchen müsse besser funktionieren, den Menschen müsse schneller und besser beim Selbstschutz geholfen werden, die Suche nach neuen Wirkstoffen müsse beschleunigt und die Impfstoffherstellung vorbereitet werden - und das alles müsse vielfach geübt sowie gut geplant und finanziert werden.
All das seien keine revolutionären Erkenntnisse, aber sie seien bei der Corona-Pandemie auch in reichen Ländern doch zum Teil erschreckend missachtet worden, schreibt Gates - und greift vor allem die USA scharf an: "Die Reaktion des Weißen Hauses im Jahr 2020 war katastrophal. Präsident Trump und seine hochrangigen Berater spielten die Pandemie herunter und gaben der Bevölkerung abgrundtief schlechte Ratschläge. Es ist unglaublich, aber die Bundesbehörden weigerten sich, untereinander Daten auszutauschen." Auf der anderen Seite hätten unzählige Helfer weltweit, beispielsweise in Krankenhäusern, "heroische Arbeit" geleistet.
Gates sei bewusst, dass sein Wohlstand ihn "weitgehend von den Folgen der Covid-19-Pandemie abgeschirmt" habe. Aber sein - durch die Stiftung transparent dargelegtes Ziel - sei nach wie vor, "den größten Teil meines Vermögens auf eine Art und Weise an die Gesellschaft zurückzugeben, die die Welt gerechter macht".
Mittelpunkt von Verschwörungstheorien
Für die anhaltenden Verunglimpfungen vor allem durch Impfgegner und Verschwörungstheoretiker hat Gates dagegen weniger Verständnis. Er habe "staunen" müssen, wie oft er zum "Objekt wilder Verschwörungstheorien" geworden sei, schreibt Gates. "Das ist zwar keine ganz neue Erfahrung für mich - absonderliche Ideen über Microsoft sind seit Jahrzehnten im Umlauf."
Aber heute seien die Angriffe heftiger. "Ich wusste nie so recht, ob ich auf solche Ideen reagieren soll oder nicht. Wenn ich sie ignoriere, verbreiten sie sich immer weiter. Aber kann ich Menschen, die an solche Verschwörungstheorien glauben, wirklich überzeugen, wenn ich öffentlich sage: 'Ich bin nicht daran interessiert, deine Bewegungen zu verfolgen, es ist mir völlig egal, wohin du gehst oder fährst, und in Impfstoffen gibt es wirklich keinen Bewegungstracker?'"
Jedenfalls habe er beschlossen, so Gates, in Zukunft einfach weiter seine Arbeit zu machen und zu hoffen, "dass die Wahrheit die Lügen überleben wird".