In der EU sind rund 5,5 Millionen Kinder an Asthma erkrankt. Oft kommt es dazu, dass diese häufigste Atemwegserkrankung von Kindern entweder nicht erkannt oder auch fälschlich diagnostiziert wird. Die Folge sind nicht ausreichende oder unnötige Behandlungen, warnte die Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) anlässlich des Welt-Asthma-Tags am 3. Mai. Eine heimische Studie belegt zudem, dass verminderte Lungenfunktion bereits im Kindes- und Jugendalter vorliegen kann.
Frühzeitige Diagnose sowie richtige Behandlung sind von entscheidender Bedeutung, da ein direkter Zusammenhang zwischen Lungenfunktion und Lebenserwartung besteht, heißt es in der ÖGP-Aussendung in Bezug auf die LEAD-Study. "Wir wissen, dass Kinder mit erniedrigter Lungenfunktion ein erhöhtes Risiko haben, im Erwachsenenalter an einer chronischen Lungenerkrankung zu leiden", betonte die Medizinerin Robab Breyer-Kohansal von der Wiener Klinik Penzing. Die Ergebnisse der bisher größten epidemiologischen Beobachtungsstudie Österreichs zur Lungengesundheit "zeigen, dass das Auftreten von erniedrigten Lungenfunktionswerten bei Kindern und Jugendlichen mit dem Auftreten von allergiebezogenen Merkmalen mittels Haut-Allergietest und dem Vorliegen chronischer Lungenerkrankungen wie Asthma verbunden sind", berichtete Breyer-Kohansal.
"Die LEAD-Studie untersuchte knapp 1500 Kinder und Jugendliche und 10.000 Erwachsene, von denen 37 Prozent einen positiven Hautallergietest aufwiesen. Bei der nächsten Untersuchung, vier Jahre später, ist die Anzahl derer mit positivem Test – vor allem bei Kindern und jungen Menschen – weiter gestiegen", erläuterte Breyer-Kohansal, die auch Forschungsleiterin am Ludwig Boltzmann Institut für Lungengesundheit ist. Eine mögliche Ursache dafür könnte der Klimawandel sein, da die Pollensaison heutzutage deutlich länger andauert als früher.
Asthma: Rund zehn Prozent der Volksschulkinder betroffen
Während rund fünf Prozent der Erwachsenen in Österreich an Asthma bronchiale leiden, sind es bei den Volksschulkindern rund zehn Prozent, Tendenz steigend. "In einem Zeitraum von knapp zehn Jahren hat sich die Anzahl asthmatischer Volksschulkinder um rund 16 Prozent, bei den Zwölf- bis 14-Jährigen um 32 Prozent erhöht. Eine möglichst frühzeitige Diagnose und eine umgehende fachgerechte Behandlung von Allergien trägt also dazu bei, die Entwicklung von Asthma hintanzuhalten", betonte Fritz Horak, Ärztlicher Leiter des Allergiezentrums Wien West.
Von kindlichem Asthma spricht man bei einer Erkrankung im Alter von fünf bis 16 Jahren. "Asthma vor dem fünften Lebensjahr zu diagnostizieren ist schwierig, denn mit so kleinen Kindern kann man die zur Diagnose notwendigen Tests einfach noch nicht durchführen", erläuterte Angela Zacharasiewicz, Oberärztin im Wiener Klinikum Ottakring. Auch bei älteren Kindern und Jugendlichen gestaltet sich die richtige Diagnosestellung manchmal komplizierter. "Ursache dafür ist oftmals, dass Atemwegsinfekte v.a. bei kleineren Kindern fehlgedeutet werden, da sie oft ähnliche Symptome hervorrufen wie Asthma. In der Folge kommt es manchmal zu einer Übertherapie mit Cortison", erläuterte Zacharasiewicz. Abhilfe soll die kürzlich von der Europäischen Pulmologischen Gesellschaft (European Respiratory Society, ERS) unter Beteiligung österreichischer Lungenfachärzte erarbeitete erste Leitlinie für kindliches Asthma schaffen.