Alarmierend sind die Zahlen, die soeben anlässlich des Weltgesundheitstages über Übergewicht und Adipositas in Österreich veröffentlicht wurden. 1,2 Millionen Menschen über 15 Jahre sind in Österreich adipös, weitere 2,5 Millionen übergewichtig. „Die Auswertung zeigt, dass rund die Hälfte der Menschen in Österreich gegenwärtig übergewichtig bzw. adipös ist. Das ist ein enormes Problem für unser Gesundheitssystem“, warnt Thomas Czypionka, Leiter der IHS-Forschungsgruppe für Gesundheitsökonomik und -politik. Der höchste Anteil an adipösen Personen liegt im Alter zwischen 65 und 74 Jahren (23,9 Prozent).

Über die Hälfte der fettleibigen Menschen berichteten, an Gesundheitsproblemen zu leiden. Im Vergleich dazu trifft dies bei den Normalgewichtigen nur bei 31 Prozent zu. Weiteres Ergebnis der Studie des IHS: 47,2 Prozent der Personen mit einem Body Mass Index (BMI) über 30 sind durch ihren Gesundheitszustand im Alltag eingeschränkt. „Als Begleiterkrankungen von Adipositas zeigen sich deutlich Diabetes, Depression und kardiovaskuläre Erkrankungen“, warnt Czypionka.

Vor allem Diabetes ist eine der gefährlichen Folgen. Während in den letzten zwölf Monaten 2,4 Prozent der Normalgewichtigen mit einer Diabeteserkrankung konfrontiert waren, waren es bei den adipösen Menschen 14,8 Prozent. 11,7 Prozent hatten eine Depression.

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Wie kann man Gewicht verlieren und es auch halten?

Wie aber ist es möglich, erfolgreich Gewicht zu verlieren und das Gewicht dann auch zu halten? Und in welchem Ausmaß wird das Risiko einer Diabeteserkrankung bei Gewichtsverlust wirklich reduziert? „Bei Diabetes scheint das Fasten große Effekte zu zeigen. Wenn die Krankheit noch relativ am Anfang ist, also weniger als fünf Jahre besteht, zeigte sich, dass der Diabetes bei 80 Prozent der Menschen verschwand, wenn sie mehr als 15 Kilogramm abgenommen hatten“, betont Ernährungsmediziner Andreas Pfeiffer von der Charité in Berlin im Magazin „Was gesünder und fitter macht“. Er rät wie auch der Endokrinologe und Adipositas-Experte Matthias Blüher von der Uni-Klinik Leipzig zur Formula-Diät.

Bei der Formula-Diät wird die Kalorienzufuhr bei Männern auf 800 und bei Frauen auf 600 Kilokalorien pro Tag reduziert. „Diese Diät vermeidet einen stärkeren Muskelverlust und Nährstoffdefizite“, erklärt Pfeiffer. Blüher warnt vor allem vor dem Verlust von Muskelmasse bei manchen Diäten. „Eine aktive Muskelzelle verbraucht in Ruhe mehr Energie als eine passive Fettzelle“, erklärt Diätologin Manuela Konrad. Wichtig ist aber auch, solche Diäten nicht im Selbstmanagement durchzuführen und diese mit seinem Arzt, seiner Ärztin zu besprechen.

Letzteres ist eine Erklärung, warum bei gleicher Kalorienzufuhr die einen zunehmen, die anderen ihr Gewicht halten. „Plakativ gesagt, muss man sich bei der Entstehung von Übergewicht eine Waage vorstellen. Viel essen auf der einen Seite, zu wenig Energie – also zu wenig Bewegung – auf der anderen Seite. Dazwischen gibt es eine Blackbox, den Stoffwechsel“, erklärt Matthias Blüher, der sich seit vielen Jahren mit Übergewicht, Adipositas und ihren Folgen beschäftigt.

Bei der sogenannten „Blackbox“, dem Stoffwechsel, geht es darum, wie viel wirklich von den aufgenommenen Kalorien in Ruheposition verbrannt werden. Wie beispielsweise durch unbewusste Bewegungen oder auch durch Wärmeproduktion. „An dieser Stellschraube, an diesem Stoffwechselphänomen, spielt dann der Darmbakterienbesatz eine Rolle“, erklärt Matthias Blüher.