Die Wissenschaft belegt immer mehr Organschädigungen im Rahmen von Covid-19-Erkrankungen mit potenziellen Langzeitfolgen. Wissenschaftler der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE) haben jetzt in einer international durchgeführten Studie gezeigt, dass Sars-CoV-2 auch direkt die Leber befällt und zu Entzündungs- und veränderten Stoffwechselprogrammen führt. Die Daten sind in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Nature Metabolism" veröffentlicht worden.
Multiorganvirus
Nachdem die Hamburger Wissenschaftler Sars-CoV-2 schon früher als Multiorganvirus beschrieben hatten, wiesen sie jetzt einen direkten Befall der Leber durch das Sars-CoV-2 nach. "Aufgefallen waren erhöhte Leberwerte bei Covid-19-Patienten schon vorher, und in der nun vorliegenden Studie konnte bei fast 60 Prozent der rund 1200 in die Untersuchung eingeschlossenen Covid-19-Patienten erhöhte Leberwerte bei der Krankenhausaufnahme nachgewiesen werden", hieß es in einer Aussendung des Universitätsklinikums.
Nur bei wenigen Erkrankten waren zuvor Lebererkrankungen bekannt gewesen, was ein deutlicher Hinweis dafür sei, dass Sars-CoV-2 hinter den Befunden steckte. In einer zusätzlich durchgeführten Autopsie-Studie bei 45 an Covid-19 Verstorbenen konnte das Virus in zwei Drittel der Fälle in der Leber nachgewiesen werden, teilweise sogar als aktiver Erreger aus der Leber isoliert werden.
Schwere Folgeschäden
In hochauflösenden molekularen und bioinformatischen Analysen zeigte sich außerdem, dass eine Sars-CoV-2 Infektion die Zellprogramme in der Leber deutlich verändern kann, ähnlich wie zum Beispiel bei unterschiedlichen Formen einer Hepatitis. "Diese Ergebnisse unterstreichen erneut, wie vielfältig die potentiellen Schädigungsmechanismen bei Covid-19 sind. Es ist zu befürchten, dass wir in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vermehrt Covid-19-Folgeerkrankungen in Organen wie Leber und Nieren sehen werden", erläuterte Studienleiter Tobias Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik (Nephrologie, Rheumatologie, Endokrinologie) des UKE. An der Studie waren Wissenschaftler von sieben Abteilungen der Hamburger Klinik und von Forschungsinstituten sowie zahlreiche Partnereinrichtungen aus Freiburg, Heidelberg und den USA beteiligt.