Dass am Morgen nach der Oscar-Verleihung die Nachrichten voll mit Meldungen über die Ereignisse bei der Gala sind, ist nicht ungewöhnlich. Dieses Mal standen aber nicht die Siegerinnen und Sieger des Abends im Mittelpunkt. Großteils wurde von der "Ohrfeige" berichtet, die Will Smith unsanft an Moderator Chris Rock vergab. Grund dafür war eine Bemerkung, welche sich Rock bezüglich des kahlen Kopfs von Will Smiths Ehefrau Jada Pinkett Smith erlaubte.

Vermutlich befeuert hat die Reaktion des Schauspielers, dass hinter dem kahlen Kopf seiner Frau keine modische Entscheidung, sondern eine Erkrankung steckt. Jada Pinkett Smith leidet an kreisrundem Haarausfall. Rund zwei von 100 Menschen sind in ihrem Leben einmal von dieser Erkrankung betroffen. Worum es sich dabei handelt, erklärt Dermatologin Daisy Kopera (Med Uni Graz/LKH Graz): "Im Großen und Ganzen liegt ein autoimmunologischer Entzündungsprozess vor."

Der Hintergrund der Erkrankung ist meist psychosomatisch: "Das heißt, es liegt irgendeine Belastung vor – beruflich, gesundheitlich oder familiär. Diese Belastungssituation führt dazu, dass Stoffe vom Körper gebildet werden, die dann im Blut zirkulieren und die Haarwurzeln an der Zellteilung hindern." Das hat zur Folge, dass die Haarwurzeln in einer längeren Ruhephase bleiben: "Das bedeutet, dass die Haarwurzeln nicht absterben oder verkümmern und die Haare jederzeit wieder nachwachsen können", sagt die Dermatologin.

Dauer schwer absehbar

Somit ist der kreisrunde Haarausfall etwas, das in Schüben auftritt: "Sehr häufig ist es aber nur eine einmalige Reaktion auf ein Ereignis. Wenn die Ursache des Stresses bewältigt ist, wachsen auch die Haare wieder nach." Wie lange das dauert, ist individuell verschieden. Was allerdings passieren kann, ist, dass es zu einer Endlosschleife kommt: "Zuerst stresst das aktuelle Ereignis und dann erzeugt der Haarausfall weiter Stress, sodass die Haarwurzeln auf Dauer in dieser Ruhephase bleiben", so die Expertin.

Von kreisrundem Haarausfall spricht man, weil häufig kleine Flächen am Kopf betroffen sind. In schwereren Fällen kann es aber auch dazu kommen, dass alle Haare vorübergehend ausgehen – am Kopf und am übrigen Körper. Die betroffenen Stellen jucken oder brennen nicht. Der Leidensdruck kommt durch die psychische Belastung durch die kahlen Stellen zustande.

Auch bei Kindern möglich 

Vorkommen kann kreisrunder Haarausfall bei Männern und Frauen gleichermaßen. Auch bei Kindern taucht das Phänomen bereits auf: "Vor allem dann, wenn es zu Lebensveränderungen kommt – etwa beim Übergang vom Kindergarten in die Schule oder bei einer Trennung der Eltern", so Kopera. Im hohen Alter hingegen kommt kreisrunder Haarausfall selten vor.

Behandlung kaum möglich 

Behandelt werden kann das Phänomen nur schwer. "Manchmal werden Cortisonlösungen verschrieben. Die Ursache beheben können diese aber nicht", sagt die Expertin. So gilt es in den meisten Fällen abzuwarten, bis sich der Körper von der Stresssituation erholt hat und die Haare wieder zu wachsen beginnen.