Diäten sind einfach, die wirkliche Herausforderung folgt erst in der Zeit danach? Wer wüsste nicht, wie wahr diese Erkenntnis all jener ist, die bereits einmal abgenommen und dann ebenso schnell wieder zugenommen haben. Was aber läuft im Körper während und nach einer Diät ab, dass es zu diesem ungewollten Jo-Jo-Effekt kommt? Regiert das Darmhirn das Großhirn und werden zu viele Hungersignale gesendet? "Nein, der Darm ist nur eine Stellgröße", betont Adipositas-Experte Matthias Blüher im soeben erschienenen Magazin "Was gesünder und fitter macht!".
Einer der Gründe, warum der Körper nach einer Gewichtsabnahme versucht, sein einmal erreichtes höchstes Gewicht wiederzuerlangen, könnte auf eine Regulation im Gehirn, im Hypothalamus, zurückgeführt werden. Appetit, Sättigung und Bewegungsverhalten werden dort gesteuert. Ob in gewisser Weise Hormone den Körper tyrannisieren? "Hormone dirigieren das Gehirn, die aus dem Fettgewebe oder auch im Darm gebildet werden. Es werden Hormone ausgeschüttet, die mir sagen, wann ich satt bin. Oder wenn ich eine Weile nüchtern war, werden Hormone ausgeschüttet, die nach Energie rufen. Dagegen kann sich ein Mensch oder ein Körper schlecht wehren", erklärt Blüher.
Die Balance des Sättigungszentrums
Eines der Hauptprobleme bei Übergewichtigen: Das Sättigungszentrum ist nicht mehr in Balance bzw. in einer neuen Balance, die das höhere Gewicht erklärt. Bei der Behandlung von wirklich adipösen Patienten sind Medikamente besonders erfolgreich, die Darmhormonsignale beeinflussen können oder sogar nachahmen.
Was kurzfristige Diäten im Körper bewirken? Dass sich auch der Stoffwechsel entsprechend anpasst. "Durch Mechanismen wie reduziertem Grundumsatz holt sich der Körper nach einer Diät das verlorene Gewicht häufig wieder zurück", erklärt Blüher. Denn bei jeder Gewichtsabnahme gehen Zellen verloren und damit sinkt der Grundumsatz. Der Bedarf an Energie wird somit geringer. "Das ist das Kritische bei Diäten. Sobald ich wieder mehr esse, holt sich der Körper das über diesen Mechanismus zurück, weil er einfach weniger braucht als vor der Diät. Und das induziert unter anderem diesen Teufelskreis", betont Blüher. Um diesen Teufelskreis zu verhindern, rät er, auf strenge Diäten zu verzichten, und empfiehlt eine langfristige Ernährungsumstellung mit einer mediterranen Mischkost, die aber auch Spaß machen müsse. Es würde damit auch vermieden werden, dass beim Abnehmen zu viel an Muskelmasse verloren geht.
Durchaus sinnvoll kann bei adipösen Menschen kurzfristig für sechs Monate aber das Intervallfasten mit Essenspausen von 16 bis 18 Stunden sein. "Es wurde auch bei mir bei Patienten erfolgreich angewendet. Wenn in den restlichen acht Stunden die Kalorienmenge reduziert wird, kann man kurzfristig gut abnehmen. Wir wissen aber auch, dass Intervallfasten dazu führt, dass überproportional mehr Muskelmasse verloren geht und damit der Grundumsatz unverhältnismäßig stärker reduziert wird", verweist Blüher auf die Nachteile. Es würden mehr Muskelzellen zugrunde gehen, die dann keine Energie mehr verbrennen.
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