Die Herstellungsart des in Wien entwickelten Covid-19-"Totimpfstoffs" VLA2001 der österreichisch-französischen Firma Valneva ist seit 1885 bewährt und er soll "den einen oder anderen überzeugen, sich bis zum Herbst doch noch impfen zu lassen", erklärte Christoph Jandl von Valneva Austria Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. Er erwartet die Zulassung von VLA2001 durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) im April für die Altersgruppe der 18- bis 55-Jährigen.

"Wir haben alle nötigen Dokumente bei der EMA eingereicht und alle ihre Fragen beantwortet", sagte Jandl. Eine Auslieferung in Österreich wäre demnach im Mai möglich.

Der Ganzvirusimpfstoff enthält nicht nur den Andock-Eiweißstoff (Spike-Protein) von Sars-Cov-2, sondern das Virus würde in abgetöteter Form als Ganzes dem Immunsystem präsentiert, sagte Jandl: "Der Vorteil davon ist, dass das Immunsystem auch andere Virusbestandteile sieht und eine tendenziell breitere Immunantwort ausgelöst wird." Diese Technologie ist schon seit über Hundert Jahren beim Tollwutimpfstoff bewährt, und wird auch zum Beispiel bei der "Zeckenimpfung" (FSME) und gegen Hepatitis-Viren angewendet.

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Seine Herstellung war allerdings ein langwieriger Prozess, deshalb war der Valneva-Totimpfstoff nicht so schnell verfügbar wie etwa mRNA- und Vektor-Vakzine, erklärte er. Zunächst wurde das Coronavirus von einer erkrankten Frau aus China in Italien isoliert, so Jandl. Dann habe man im Hochsicherheitslabor Zellen in Kulturschalen infiziert, und die Viren wurden darin vermehrt, bis große Mengen zur Verfügung standen. Anschließend isolierten die Labormitarbeiter die Viren aus den Zellkulturbestandteilen und inaktivierten die Krankheitserreger chemisch.

Die Viren sind deshalb nicht mehr infektiös, aber alle ihre Oberflächenbestandteile sind intakt und können vom Immunsystem erkannt werden, so Jandl. Nach dem Zusatz von Wirkverstärkern (Adjuvantien) und Stabilisatoren wurde das Vakzin in Chargen abgefüllt. "Jede einzelne davon wird in unseren Labors und zusätzlich von den Behörden getestet", sagte er. Der gesamte Herstellungsprozess würde in Europa abgewickelt.

In den klinischen Studien habe man auch Immunreaktionen gegen andere Sars-CoV-2 Bestandteile als das Spike-Protein beobachtet, deshalb würde der Impfstoff VLA2001 auch gut gegen verschiedenste Varianten wirken. Bei Delta und Omikron wurden jedenfalls neutralisierende Antikörper nachgewiesen.

Für Personen mit geschwächtem Immunsystem gibt es nun zusätzlich die Möglichkeit einer "passiven Immunisierung", berichtete Botond Ponner von AstraZeneca Österreich. Dafür werden Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Labor produziert, anstatt im Körper vom Immunsystem. Aus Tausenden Kandidaten habe man zwei herausgefischt, die sehr gut unterschiedliche Stellen am Spike-Protein binden. "Sie stellten sich als besonders stabil und wirksam heraus, und gewähren etwa sechs bis zwölf Monate Schutz", sagte er.

"Damit schließen wir eine Versorgungslücke für Patienten, die gerne geschützt werden, wo die Impfung aber nicht den erwünschten Erfolg brachte." Die passive Immunisierung mit Antikörpern würde die anderen Impfstoffe aber "keineswegs ersetzen", sondern eine ergänzende Maßnahme darstellen, so Ponner: "Die Antikörper sind aktuell in Österreich vorhanden, werden an die Bundesländer verteilt und können dort abgerufen werden."