Fischhaut - genauer gesagt ein Produkt aus Kabeljau - soll in Zukunft zu einer besseren Heilung von chronischen Wunden verhelfen. In der EU läuft jetzt eine internationale Studie dazu an. Davon profitieren sollen besonders Patienten mit Diabetes, bei denen Beingeschwüre als Spätkomplikation eine großes Problem darstellen, teilte die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) mit.

Beim Essen wird sie oft achtlos beiseitegeschoben, doch im Norden Islands weiß man die Haut des atlantischen Kabeljaus oder Dorschs medizinisch zu nutzen: Dort wird die Fischhaut so aufbereitet, dass nur die zellfreie Stützstruktur, die sogenannte Matrix, bestehen bleibt. Und damit, so zeigen erste Erfahrungen, lassen sich in vielen Fällen hartnäckige Wunden verschließen. "Die Matrix kann man sich als Gerüst vorstellen, das den patienteneigenen Zellen dabei hilft, in das Wundgebiet einzuwandern und sich dort zu verankern", erklärte DGG-Experte Holger Diener.

Fischhaut ähnelt im Aufbau menschlicher Haut

Der Chefarzt für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie am Krankenhaus Buchholz im deutschen Bundesland Niedersachsen arbeitet bereits seit einigen Jahren mit dem Transplantat. "Seine großporige Struktur ähnelt dem Aufbau der menschlichen Haut und fördert das Einwandern und die Vermehrung der Hautstammzellen", sagte der Experte.

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Die Materialbasis für die Wundabdeckung hat mehrere Vorteile. Im Gegensatz zu Transplantaten aus Rind, Schwein oder menschlicher Nabelschnur könne die Kabeljau-Haut bei der Herstellung der Matrix schonender verarbeitet werden, schrieb die DGG am Montag. "Zwischen Fisch und Mensch besteht kein Risiko der Krankheitsübertragung", betonte der Experte. Das fertige Produkt, das reinweißem Pappkarton ähnelt, enthält noch die fischtypischen Omega-3-Fettsäuren in hoher Konzentration - sie tragen vermutlich ebenfalls zur Wundheilung bei, wirken entzündungshemmend und antibakteriell.

Hilfe bei chronischen Wunden

Von chronischen Wunden sind vor allem Menschen mit Diabetes betroffen. Die Stoffwechselerkrankung führt zu Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen in den Füßen. "In der Folge bleiben kleine Verletzungen oft unbemerkt, heilen schlecht ab und infizieren sich", sagte Diener, der auch das Wundkompetenzzentrum in Buchholz leitet. Ähnliche Probleme können auch bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) auftreten, einer Durchblutungsstörung der Beine, die oft durch starkes Rauchen, Bluthochdruck oder ungünstige Blutfettwerte verursacht wird.

"Bei beiden Patientengruppen hat sich die Behandlung mit der Fischhaut in der Praxis bewährt", berichtete Diener. In den USA hat das Produkt eine FDA-Zulassung erhalten, in Europa ist es CE-zertifiziert. Eine EU-Studie, an der neben Kliniken in Frankreich, Schweden, Italien und der Schweiz das Krankenhaus in Buchholz, das Kölner Universitätsklinikum und das Städtische Krankenhaus Karlsruhe beteiligt sind, soll Wirksamkeit der Methode nun umfassender überprüfen.